Mehr Karies bei Kindern als angenommen
Bislang sei man davon ausgegangen, dass Karies nur etwa jedes fünfte Kind betreffe, teilte die Barmer mit.
Wie aus dem Report weiter hervorgeht, haben Kinder bereits im Milchgebiss häufig Karies. 54 Prozent der Zehnjährigen, also rund 400 000 Kinder, haben schon eine Kariesbehandlung hinter sich.
Diese Zahlen seien nicht nur wegen der Quantität alarmierend, sagte Studienautor Professor Michael Walter von der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik an der TU Dresden. „Wer schon im Milchgebiss Karies hat, wird oft auch Karies und Folgeschäden im bleibenden Gebiss haben.“
Laut BARMER-Report zeigen sich beim Kariesstatus der Kinder regionale Unterschiede. Im bleibenden Gebiss benötigen demnach Zwölfjährige im Saarland am wenigsten Kariestherapie. Gut 69 Prozent von ihnen haben laut Report noch keine Versorgung gebraucht.
In Bremen sind es 69 Prozent, in Rheinland-Pfalz immer noch über 68 Prozent. Schlusslicht ist Hamburg mit knapp 61 Prozent. Die Ursachen für die Unterschiede seien medizinisch noch unklar, betonte Walter.
Das beste Mittel gegen Karies sei Prävention, so Barmer-Chef Professor Christoph Straub. Dazu gehörten tägliches Zähneputzen und regelmäßige Besuche beim Zahnarzt. „Doch daran scheint es zu hapern.“
So liege der Anteil der Kinder, die über einen Zeitraum von sechs Jahren ohne jeden Kontakt zum Zahnarzt waren, „erstaunlich hoch“. Bei den Kindern unter sechs Jahren seien es sogar mehr als 15 Prozent. Von den 4,6 Millionen Kindern unter sechs Jahren seien also 720000 nie beim Zahnarzt gewesen, rechnete der Kassenchef vor.
Laut Report gibt es auch einen Zusammenhang zwischen dem Therapiebedarf der Heranwachsenden unter 18 Jahren und dem Einkommen der Eltern. Je geringer das Einkommen der Eltern ist, desto häufiger sind auch die Therapieleistungen bei den Heranwachsenden.
Dabei gebe es wie in vielen Industrie- und Schwellenländern auch in Deutschland eine zunehmende Polarisierung bei der Karies. „Wenige Kinder und Jugendliche haben besonders viel Karies. Wir müssen den Fokus der Prävention stärker auf diese Risikogruppe legen“, sagte Straub.
Quelle: Ärzte Zeitung