Milben fressen Löcher ins Gefieder

Milben sind kleine, sich parasitär vom Gewebe des Wirtstieres ernährende Spinnentiere. Befallene Vögel neigen zu Unruhe, glanzlosem und geschädigtem Gefieder, das Fraßspuren aufweisen kann.

von Eva Bahn
12.08.2022

Drei Wellensittiche
© Foto: Martina Berg / stock.adobe.com
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Wenn Kunden und Kundinnen in der Apotheke davon sprechen, dass sie etwas gegen Milben kaufen möchten, die im Gefieder des Wellensittichs oder der Haushühner sitzen, ist es hilfreich zu wissen, dass es verschiedene Arten von Milben gibt. Diese leben entweder auf den Tieren direkt oder in der unmittelbaren Umgebung, was unterschiedliche Behandlungen erforderlich macht.

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Cave: Zoonose! Die rote Vogelmilbe kann auch den Menschen (Vogelhalterkrätze) oder andere, in der Familie lebende Säugetiere als Fehlwirt befallen.

Milben auf Vögeln

Federmilben
Sarcoptiformes, auf und am Gefieder

Luftsackmilben
Sternostoma, im Atemtrakt des Vogels

Rote Vogelmilben
Dermanyssus, temporäre Ektoparasiten, in dunklen Winkeln, Ritzen, Hohlräumen, krabbeln nachts auf die Haut der Vögel

Räudemilben
Knemidocoptes, an hornreichen Regionen wie Augenlidern, Schnabel, Wachshaut, Beinen, Kloake

Symptome

Nicht immer sind Milben auf den ersten Blick am Vogel erkennbar. Symptome, die einen Milbenbefall anzeigen, sind Unruhe, Federflecken auf glanzlosem und stumpfem Gefieder (Federmilben), grau oder gelblich verfärbte, schwammige Hornhaut (Räudemilbe), vermehrtes Putzen und Kratzen, kleine Löcher im Gefieder, Hautentzündungen durch die Bisse oder auch den Kot der Milben sowie allgemeine Schwäche und Krankheitsanfälligkeit. Bei Hühnern kann die Lege- oder Mastleistung durch den Blutverlust beim Befall mit der roten Vogelmilbe abfallen. Vögel geben knackende und pfeifende Geräusche von sich, würgen und singen weniger (Luftsackmilbe). Ein Tierarztbesuch ist zur sicheren Abklärung in jedem Fall anzuraten. Die Behandlung mit Akariziden, die der Tierarzt verordnet, richtet sich nach der Milbenart.

Räudemilben bekämpfen

Sie tötet der Wirkstoff Fipronil ab, mit dem die betroffenen Stellen an Schnabel, Kloake, Füßen oder Beinen mehrfach betupft werden. Ein Hausmittel bei nur geringem Befall ist das Betupfen mit Paraffinöl. Dabei darauf achten, dass kein Öl auf die Atemöffnungen der Vögel gelangt!

Federmilben bekämpfen

Sie werden durch ein Spot-on-Präparat (z. B. mit Ivermectin) behandelt. Dieses wird in den Nacken des Vogels geträufelt. Auch Räudemilben oder Luftsackmilben sterben durch den Wirkstoff ab.

Rote Vogelmilben bekämpfen

Die Behandlung ist aufwändiger, da diese Milbenart sich nicht ausschließlich auf dem Haustier aufhält, sondern auch die Umgebung mitbehandelt werden muss. Rote Vogelmilben können über ein halbes Jahr lang auf eine Blutmahlzeit warten und verkriechen sich so lange in Spalten und Ritzen. Auch diese Verstecke müssen von den Milben befreit werden. Hierfür gibt es Pyrethroide wie Permethrin oder Pyrethrin (z. B. Ardap Fogger, Mitex Röhnfried Konzentrat vet.). Entsprechende Formulierungen sind sehr giftig für Milben und Insekten, aber relativ harmlos für die Vögel. Schwer zugängliche Ritzen können alternativ mit heißem Wasser ausgesprüht (Dampfente) werden. In die Ritzen und Spalten gestreutes Kieselgur trocknet die Milben so stark aus, dass sie sterben.

Tipp: Klebeband und Öl gegen Milben

Die Sitzstangen befallener Tiere können an den Enden mit doppelseitigem Klebeband beklebt werden. Daran bleiben die roten Vogelmilben bei ihren nächtlichen Wanderungen kleben. Auch das Bestreichen der Unterseite der Sitzstange mit Silikonöl (Dimeticon/Simeticon) hat sich bewährt. Das Öl verstopft die Poren auf der Oberfläche der dort sitzenden Milben.

Was sonst noch hilft

Ist der Vogel durch den Milbenbefall geschwächt, kann eine Wärmetherapie mittels Rotlichtlampe, Ruhe und eine Vitamingabe sinnvoll sein. Neu aufgenommene, fremde Vögeln sollten immer vorher tierärztlich auf Milben untersucht werden. Das ist auch dann anzuraten, wenn der Vogel beispielsweise in der Ferienzeit bei Menschen mit vielen weiteren „Feriengästen” abgegeben wurde. Da rote Vogelmilben auch oft in verlassenen Vogelnestern leben, empfiehlt es sich diese zu beseitigen.

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