2024 wird ein Zeckenjahr

(kib) Zecken sind mittlerweile ganzjährig aktiv. Und „Zeckenjahre“ mit einer hohen Anzahl an gemeldeten FSME-Infektionen werden häufiger. Das berichten Experten der Universität Hohenheim.

04.03.2024

Warnschild Zecken
© Foto: Schlegelfotos / stock.adobe.com
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Zwar ist die Zahl der Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) in Deutschland im vergangenen Jahr gesunken. Doch diese Entwicklung sei trügerisch, berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf einer Pressekonferenz an der Universität Hohenheim in Stuttgart.

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Aktuelle Fallzahlen

In Baden-Württemberg sank die Zahl der FSME-Fälle im vergangenen Jahr auf 143 von 209 im Jahr 2022. Bayern verzeichnete nur 265 Fälle statt zuvor 291. In ganz Deutschland meldet das Robert Koch-Institut 527 Fälle, im Jahr 2022 waren es noch 627.

Trend geht nach oben

Der längerfristige Trend gehe jedoch nach oben, betonten die Experten. Denn Zecken als Überträger von FSME seien mittlerweile ganzjährig aktiv.

Darüber hinaus ist zu beobachten, dass in letzter Zeit alle zwei Jahre eine hohe Anzahl an FSME-Erkrankungen gemeldet werden und nicht, wie in der Vergangenheit, alle drei Jahre. Hinzu kommt, dass das Virus neuen Forschungsergebnissen zufolge siebenmal häufiger übertragen wird als bisher angenommen.

Impfung ist wichtig

Die Impfung – auch für Kinder – sei daher wichtiger denn je. „Drei Impfungen zur Grundimmunisierung und eine Auffrischimpfung alle fünf Jahre beziehungsweise ab dem 60. Lebensjahr alle drei Jahre“, so die Experten-Empfehlung. Das sei auch für Menschen außerhalb der Risikogebiete sinnvoll. Denn FSME-Fälle gebe es auch dort. Und spätestens im Urlaub reisen viele Menschen in Risikogebiete.

Auf Zeckenschutz achten

Wer auf Wiesen oder im Wald unterwegs ist, sollte sich vor Zeckenstichen schützen. Neben allgemeinen Schutzmaßnahmen wie langärmelige Oberteile und lange Hosen sind Repellenzien eine gute Empfehlung, sich vor Zeckenstichen zu schützen. Auch die Kontrolle nach dem Aufenthalt im Freien hilft, Infektionen zu vermeiden.

Süd-Nord-Gefälle

Nach wie vor finden sich 85 Prozent der FSME-Fälle in den beiden südlichen Bundesländern. Auch in Österreich und der Schweiz bleibt die Lage angespannt. Die deutschen Mittelgebirge können nach wie vor als Grenzlinie bezeichnet werden.

Doch auch in den nördlicheren Regionen, die bisher nur wenige Fälle verzeichneten, sei ein deutlicher Anstieg festzustellen: „Im Norden und Osten Deutschlands steigen die Fallzahlen massiv, beispielsweise in Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen oder Thüringen. Selbst in Schweden ist ein Rekordwert verzeichnet worden.“

Frühe Zeckenaktivität, verkürzter Zyklus

In diesem Jahr gibt es bereits erste FSME-Fälle in Baden-Württemberg und Bayern. Bei einem Vorlauf von vier Wochen bis zur Diagnose muss die Infektion mitten im Winter stattgefunden haben. Zecken haben also keine Winterpause mehr, das FSME-Geschehen verlagert sich nach vorne, heißt es in der Mitteilung.

Hinzu kommt, dass sich die Frequenz besonders zeckenreicher Jahre offenbar erhöht hat. „Früher hatten wir in Baden-Württemberg alle drei Jahre besonders hohe FSME-Zahlen, seit etwa 2017 beobachten wir einen zweijährigen Rhythmus“, beschreiben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die aktuelle Situation. „Demnach wäre im Südwesten in diesem Jahr mit hohen FSME-Zahlen zu rechnen.“

Mehr FSME-Naturherde

Die Forschenden identifizieren außerdem immer mehr Naturherde – kleine, räumlich begrenzte Gebiete, in denen viele FSME-positive Zecken vorkommen. „Diese Bereiche können zum Beispiel die Größe eines halben Fußballfeldes haben: „Im Kreis Ravensburg etwa hatten wir 2007 acht solche Naturherde, 2023 waren es bereits 25.“

Die infizierten Zecken werden aus Tschechien, Polen und der Schweiz durch Tiere eingeschleppt. In Norddeutschland stammen sie aus dem Baltikum. Doch viele Fragen, auch warum diese Gebiete räumlich so begrenzt sind, können die Forschenden noch nicht beantworten.

Quelle: IDW

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