Alzheimer durch spezielle Ernährung verzögern

(kib) Eine Demenz ist bisher nicht heilbar und auch mit Medikamenten kaum zu behandeln. Im frühen Stadium lässt sich der Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung jedoch mit einem speziellen medizinischen Nahrungsmittel verzögern. Das zeigt ein Ergebnis der europäischen Studie LipiDiDiet.

12.11.2020

Seniorin puzzelt
© Foto: LightFieldStudios / Getty Images / iStock
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In der breit angelegten Untersuchung wurden über dreihundert Teilnehmer mit ersten Symptomen über einen längeren Zeitraum mit einem speziellen medizinischen Nahrungsmittel behandelt. Erste Zwischenergebnisse dazu wurden in den vergangenen Jahren veröffentlicht, die bereits eine Wirksamkeit belegen konnten.

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Jetzt, nach drei Jahren Behandlungszeit, offenbarten sich weitgehende Unterschiede zwischen den Studienteilnehmern und der Kontrollgruppe, teilen die Forscher mit. Die Personen der Kontrollgruppe erhielten ein unwirksames Placebo-Mittel, das aber im Geschmack sowie in der Konsistenz und Farbe identisch war. Weder Patienten, Ärzte noch Wissenschaftler wussten, wem das Placebo oder das Multinährstoffgetränk verabreicht wurde.

Wie die Wissenschaftler berichten, schrumpften die Gehirne der von Alzheimer betroffenen Teilnehmer bei den Patienten mit dem Nährstoffcocktail um 20 Prozent weniger als bei der Vergleichsgruppe, der Veränderungsprozess im Gehirn konnte also deutlich verlangsamt werden. Noch wichtiger war, dass die Hirnleistung während der drei Jahre zwischen 40 bis 70 Prozent weniger nachließ als bei den nicht behandelnden Probanden.

Die positiven Effekte der Behandlung zeigten sich besonders deutlich bei den Teilnehmern, die in einem sehr frühen Alzheimer-Stadium damit beginnen konnten. Zudem konnten die Forscher feststellen, dass die Wirkungen im Laufe der Behandlungszeit zunahmen und sich nicht nur in Bezug auf das Gedächtnis, sondern auch auf andere kognitive Bereiche ausweiteten, je länger die Behandlung andauerte. Die Probanden konnten zum Beispiel alltägliche Herausforderungen, wie Rechnungen bezahlen, sich den Weg merken oder auch mit Notfällen umgehen, besser bewältigen als die Kontrollgruppe.

Hintergrund

LipiDiDiet ist ein großes europäisches Forschungskonsortium, das 1999 gegründet wurde und sowohl Grundlagenforschung als auch klinische Forschung durchführt, um die therapeutischen und präventiven Auswirkungen von Nahrungsfetten auf die neuronale und kognitive Leistung bei Alterung, Alzheimer und vaskulärer Demenz zu untersuchen. Koordiniert wird LipiDiDiet von Tobias Hartmann, Universität des Saarlandes. Leiter des Arbeitspakets der klinischen Studie ist Hilkka Soininen, University of Eastern Finland in Kuopio. Die Arbeit von LipiDiDiet wird größtenteils durch die Forschungsprogramme der Europäischen Union finanziert.

Das für die Behandlung der Alzheimer-Patienten eingesetzte Nährstoffgemisch „Fortasyn Connect“ enthält eine spezielle Kombination aus essentiellen Fettsäuren, Vitaminen und anderen Nährstoffen. Dazu zählen Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure, Uridinmonophosphat, Cholin, die Vitamine B12, B6, C, E und Folsäure sowie Phospholipide und Selen.

Frühere präklinische Forschungen des LipiDiDiet-Konsortiums und anderer Laboratorien, etwa des Massachusetts Institute of Technology, haben gezeigt, dass diese Nährstoffe eine Reihe von für Alzheimer typische Hirnveränderungen reduzieren. Weitere klinische Studien zeigten zudem positive Ergebnisse bei Gedächtnis- und EEG-Messungen, die auf erhöhte Hirnaktivitäten der behandelten Versuchspersonen hinwiesen.

Quelle: IDW

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