Apothekendemos: Im Westen geht's weiter

(cnie) Apotheken ohne Apothekerinnen, Apotheker und PTA, Apotheken ohne Notdienste, ohne Eigenherstellung – und ohne Geld: Aus Protest gegen die Politik von Gesundheitsminister Karl Lauterbach bleiben die Apotheken in vier Bundesländern im Westen am Mittwoch, dem 15.11.2023, für einen Tag geschlossen.

15.11.2023

Demo in Dortmund am 15.11.23
© Foto: Apothekerkammer Westfalen-Lippe
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Der Protestmonat November geht am 15. November weiter, diesmal im Westen der Bundesrepublik. „Wir werden an diesem Tag gemeinsam mit den Apothekenteams aus ganz Westfalen-Lippe, aus Nordrhein, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland in Dortmund demonstrieren“, so Michael Beckmann, Vorsitzender der Bezirksgruppe Dortmund im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL). Trotz ungemütlichem Novemberwetter nahmen knapp 5.000 Menschen an der Demonstration in Dortmund teil, berichtet die Deutsche Presseagentur.

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Bereits vergangenen Mittwoch nahmen mehr als 3.000 Menschen in Norden der Republik an einer Apothekendemo in Hannover teil.

Protestbus aus Mainz


© Foto: Peter Schreiber, Geschäftsführer des Apothekerverbands Rheinland-Pfalz

Auch aus Mainz hat sich ein Protestbus mit Apothekerinnen und Apothekern auf den Weg nach Dortmund gemacht.

Lauterbach plant Apotheken light

Karl Lauterbach wolle Apotheken ohne Apothekerinnen, Apotheker und PTA und ohne Notdienste schaffen, so dass in akuten Fällen die Wege für die Patienten noch weiter würden, heißt es in der Pressemeldung. „Letztlich wird es damit also zu Leistungskürzungen für die Bürgerinnen und Bürger kommen. Dagegen müssen wir uns im Interesse unserer Patienten zur Wehr setzen“, bittet Thomas Rochell, AVWL-Vorstandsvorsitzender, in der Öffentlichkeit um Verständnis für die Schließungen im November.

Auch der der Saarländische Apothekerverein hält die von Bundesgesundheitsminister gemachten Vorschläge zur Liberalisierung und Entbürokratisierung des Apothekenmarktes für völlig untauglich, das seit Jahren andauernde Apothekensterben zu stoppen. Die Vorsitzende Susanne Koch wird dazu in einer Mitteilung wie folgt zitiert:

„Minister Lauterbach will zukünftig die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln durch Arzneimittelausgabestellen à la DDR sicherstellen. Dazu soll es „Apotheken“ ohne Apothekerinnen und Apotheker geben, „Apotheken“ ohne Rezepturherstellung und ohne Notdienst. Wer das will, muss auch erklären, wer in der nächsten Pandemie Desinfektionsmittel herstellt, Impfzertifikate ausstellt, Atemschutzmasken verteilt beziehungsweise wer bei Lieferengpässen insbesondere von Kinderarzneimitteln diese zukünftig rezepturmäßig herstellen soll. Dies wird, wenn der Minister seine zerstörerischen Pläne umsetzt, unwiederbringlich nicht mehr möglich sein.

„größtes Apothekensterben in der Geschichte der Bundesrepublik“

Der Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbandes, Holger Seyfarth, hatte die Politik bereits zuvor scharf kritisiert. Er sprach vom „größten Apothekensterben in der Geschichte der Bundesrepublik“. Statt Abhilfe zu schaffen, präsentiere Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) „Einsparpläne und Reförmchen, die das jetzige Apothekensystem final zerstören“.

Notdienstapotheken bleiben geöffnet

Der AVWL empfiehlt, Rezepte nach Möglichkeit in den Tagen vor oder nach dem 15.11.2023 einzulösen. „In akuten Fällen stehen selbstverständlich die Notdienstapotheken bereit“, so Rochell und er fügt hinzu: „Noch gibt es sie zum Glück.“

Ablauf: Wer spricht bei der Demo in Dortmund?

Folgende Personen werden zu den demnstrierenden Apothekenteams sprechen:

  • Gabriele Regina Overwiening, ABDA-Präsidentin
  • Claudia Middendorf, Patientenbeauftragte der NRW-Landesregierung 
  • Dr. Volker Schrage, stellv. Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe
  • Lars Rettstadt, Vorsitzender des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe
  • Andreas May, Bundesvorstand der Gewerkschaft Adexa
  • Daniela von Nida, Alte Apotheke, Großzimmern in Hessen
  • Thomas Rochell, AVWL-Vorstandsvorsitzender

Die Kundgebung startet um 12.00 Uhr am Park der Partnerstädte (Dortmunder U) in Dortmund. Kurz nach 13.00 Uhr zieht der Protestmarsch durch die Stadt bis zu den Westfalenhallen.

Auch der Hausärzteverband Westfalen-Lippe hat seine Mitglieder aufgerufen, an diesem Tag die Hausarztpraxen zu schließen und sich an der Kundgebung zu beteiligen. Apothekeninhaberin Dr. Christina Lempka von der Paracelsus-Apotheke in Dortmund findet den Schulterschluss der Heilberufe wichtig. Die Apotheker- und die Ärzteschaft ließen sich nicht gegeneinander ausspielen.

Auch mit Blick auf die anstehende Erhöhung der Gehälter im kommenden Jahr sieht Lempka schwarz für viele Apotheken. Zahlen der ABDA zeigen, dass die Apothekenzahl immer schneller sinke. Der Rückgang in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 mit 335 Schließungen ist höher als im Vergleichszeitraum des Jahres 2022 mit 285 Schließungen.

Quelle: Apothekerverband Westfalen-Lippe, ABDA, Saarländischer Apothekerverein, dpa

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