Asthma – oder Multiple Chemikalien-Sensitivität?

(kib) Atembeschwerden und Müdigkeit: Häufig steckt dahinter Asthma. Vor allem bei jüngeren Patienten können diese Symptome aber auch auf eine Multiple Chemikalien-Sensitivität (MCS) hinweisen.

30.05.2023

Junge Frau mit Atembeschwerden wird von Ärztin untersucht
© Foto: RFBSIP / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodellen)
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Die Asthmadiagnose ist eigentlich einfach: Variable Dyspnoe und der Nachweis einer Atemwegsobstruktion beziehungsweise bronchialen Hyperreaktivität sind die wichtigsten Elemente. Häufig unterbleibt aber der Nachweis einer obstruktiven Ventilationsstörung, heißt es in der Ärzte Zeitung. Das kann zu falsch-positiven Diagnosen gerade bei Personen mit multiplen allergischen Beschwerden führen („Panallergie“).

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Kriterien einer Multiplen Chemikalien-Sensitivität

1999 wurden Konsensus-Kriterien festgelegt. Danach kann eine MCS angenommen werden, wenn folgende Kriterien erfüllt sind:

  • Die Symptome sind reproduzierbar mit wiederholten chemischen Expositionen.
  • chronischer Krankheitsverlauf
  • Die Symptome werden durch niedrige Expositionsniveaus ausgelöst, die von anderen Personen meist toleriert werden beziehungsweise vor Beginn der Erkrankung toleriert wurden.
  • Die Symptome bessern sich oder vergehen ganz, wenn die Auslöser gemieden beziehungsweise entfernt werden.
  • Auslösung der Symptome erfolgt durch verschiedene chemisch miteinander nicht verwandte Stoffe.
  • Mehrere Organe oder Organsysteme sind von Symptomen betroffen.

Somatisierungsstörung oder Allergie?

In der Internationalen Krankheitsklassifikation ICD-10 ist unter MCS eine „Allergie“ hinterlegt (T78.4). Entsprechend wird bis heute vielfach eine besondere Empfindlichkeit Betroffener im Sinne der toxischen Hypothese angenommen.

Dem steht die psychogene Hypothese entgegen, wonach es sich um eine Somatisierungsstörung handelt, die nach dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychische Störungen (DSM-5) der American Psychiatric Association als „somatic symptom and related disorder“ bezeichnet wird.

Wie es in der Ärzte Zeitung heißt, wird die Assoziation zwischen toxischer Einwirkung und Krankheit mit den Bradford-Hill-Kriterien geprüft. Danach werden neun Punkte für die Annahme einer Kausalität zwischen Exposition und Krankheit herangezogen: Konsistenz, Spezifität, Assoziationsstärke, Zeitlichkeit, biologischer Gradient („Dosis-Wirkung“), Plausibilität, Kohärenz, Experimentell, Analogie. Bei MCS werden diese Kriterien allerdings nicht erfüllt. Insofern sei bei MCS von einer Somatisierungsstörung auszugehen.

Psychiatrische Therapie indiziert

Bezüglich der Therapie bei MCS gilt es zunächst die häufig durchgeführten medikamentösen Maßnahmen wie hochdosierte Vitamingaben, IgG-Antikörperinfusionen, Plasmapherese oder antiobstruktive Medikation zu beenden. Die Diagnose ist dem Patienten mitzuteilen. Bezüglich der psychiatrischen Therapie sei auf die S3-Leitlinie „Funktionelle Körperbeschwerden“ der AWMF verwiesen.

Quelle: Ärzte Zeitung

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