Bewegung ist das neue Fasten

Fettverbrennen allein durch Sport ist schwierig. Dennoch kann körperliche Bewegung viel zur Gewichtskontrolle beitragen. Denn wer sich viel bewegt, kann den Appetit viel besser regulieren als derjenige, der wenig aktiv ist, berichten Experten auf dem 67. Deutschen Kongress für Endokrinologie in Rostock.

von Philipp Grätzel von Grätz
18.03.2024

Frau schaut lachend über die Schulter zurück
© Foto: contrastwerkstatt / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Lebensstilmaßnahmen zur Reduktion des Körpergewichts haben ihre Tücken. Wer dem Übergewicht durch aggressive, aber nur gelegentliche Jogging-Einheiten begegnen will, wird feststellen, dass der Körper kompensatorisch nach mehr Nahrung verlangt.

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Angefixt durch Salz und Zucker

Auch kurzfristig angelegte Diäten seien schwierig, sagte Prof. Holger Willenberg, Leiter Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten Universitätsmedizin Rostock. Weil moderne Gehirne durch intensives Würzen mit Zucker und Salz quasi zum Laster erzogen würden, sei ein plötzlicher diätetischer Entzug oft kaum durchzuhalten. Der Körper aktiviere dann rasch die Stresshormonachse: „Und Cortisol macht Hunger.“

Was tun? Sich an der Natur orientieren, empfahl Willenberg bei einer Pressekonferenz anlässlich des 67. Deutschen Kongresses für Endokrinologie der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie in Rostock. Im Prinzip verfüge der menschliche Körper nämlich über ein genetisches Programm, das so angelegt sei, dass ein Zuviel an Gewicht den Appetit bremse. Dieses Programm funktioniere aber nicht, solange die Person im Wesentlichen auf dem Sofa sitze.

Am besten einfach gar nicht sitzen

„Die ganze Appetitregulation des Menschen ist auf sehr viel mehr Bewegung zugeschnitten“, so Willenberg. Wer sich viel bewege, nehme ab, nicht so sehr wegen der zusätzlich verbrannten Kalorien, sondern weil Appetit und damit Kalorienaufnahme sänken. Der Punkt ist: Es braucht dazu weniger die kalorienfressenden, aggressiven Jogging-Einheiten, als vielmehr möglichst kontinuierliche Bewegung von durchaus auch geringerer Intensität. „Die berühmten zehntausend Schritte sind eher die Untergrenze.“

„Bewegung ist die neue Diät. Und das ist viel erfolgreicher als das übliche Friss-die-Hälfte.“
PD Dr. Tim Hollstein, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel

„Das Appetitverhalten ist bei vielen Menschen dysreguliert“, betonte auch PD Tim Hollstein von der Diabetologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel. Hollstein berichtete von Experimenten, bei denen in Kiel unter Leitung der Ernährungswissenschaftlerin Professor Anja Bosy-Westphal der Energieverbrauch in Stoffwechselkammern gemessen wurde. Ergebnis: „Menschen, die sich viel bewegen, können den Appetit viel besser regulieren als Menschen, die sich wenig bewegen.“ Willenberg drückte es so aus: „Bewegung ist die neue Diät. Und das ist viel erfolgreicher als das übliche Friss-die-Hälfte.“

Quelle: Ärzte Zeitung

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