BfArM warnt vor Risiken durch Fluorchinolone

(fast) Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte warnt in einem „Rote-Hand-Brief“ zu Vorsicht bei der Fluorchinolon-Verordnung. Wegen möglicher schwerer Nebenwirkungen sind neue Beschränkungen erlassen worden.

09.04.2019

Strichmännchen mit Warndreieck in der Hand
© Foto: Trueffelpix / stock.adobe.com
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„So sollen Fluorchinolone insbesondere nicht mehr angewendet werden bei Infektionen, die auch ohne Behandlung abklingen oder die nicht schwerwiegend sind sowie bei nicht bakteriellen Infektionen. Auch bei leichten bis mittelschweren Infektionen sollen Fluorchinolone nicht mehr angewendet werden; es sei denn, andere empfohlene Antibiotika können nicht angewendet werden“, teilt das BfArM in einer Pressemitteilung mit.

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Betroffen sind alle in Deutschland zugelassenen Chinolone, und zwar alle oralen sowie zu injizierenden oder zu inhalierenden Präparate mit Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin und Ofloxacin. In den verbleibenden Anwendungsgebieten sollten die Präparate nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Bewertung im Einzelfall verordnet werden, betont das Institut weiter.

Mit dem „Rote-Hand-Brief“ soll erreicht werden, dass die Risiken und Anwendungsbeschränkungen lückenlos beachtet werden. Das BfArM betont: Fluorchinolone sind wichtige Optionen gegen schwere und zum Teil lebensbedrohliche Infekte, darunter einige, bei denen andere Antibiotika nicht ausreichend wirksam sind. 

Die neuen Einschränkungen und Warnhinweise sind das Ergebnis eines vom BfArM angestoßenen europäischen Risikobewertungsverfahrens. Auch die Sichtweisen von Patienten und Vertretern der Gesundheitsberufe wurden berücksichtigt. Die Ergebnisse des Verfahrens werden jetzt in die Fach- und Gebrauchsinformation („Packungsbeilage“) der Präparate eingehen. Die im Verfahren betrachteten, sehr seltenen schwerwiegenden und möglicherweise irreversiblen Nebenwirkungen umfassen insbesondere:

  • Entzündungen oder Risse der Sehnen
  • Myalgien oder Muskelschwäche
  • Gelenkschmerzen oder Gelenkschwellungen
  • Schwierigkeiten beim Gehen
  • Missempfindungen (nadelstichartig, kribbelnd)
  • brennende Schmerzen
  • Müdigkeit, Depressionen, Gedächtnisstörungen, Schlafstörungen,
  • Seh- oder Hörprobleme
  • Veränderungen von Geschmack oder Geruch

Sehnenschwellungen und Sehnenverletzungen können binnen zwei Tagen nach Beginn der Behandlung mit Fluorchinolonen auftreten, aber auch erst einige Monate nach Behandlungsende, meldet das BfArM. Patienten ist einzuschärfen, bei solchen Nebenwirkungen umgehend einen Arzt zu kontaktieren.

Quelle: BfArM, Ärzte Zeitung

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