Blasmusik ist weniger ansteckend als Chorgesang

(kib) Das risikoreichste Instrument ist die Stimme, zumindest wenn es um die Verbreitung von Viren wie etwa SARS-CoV2 geht. Das fanden Forschende des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation heraus.

06.10.2022

Darstellung: Partikelstrom beim Blasen einer Trompete
© Foto: Birte Thiede / MPI-DS
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Die Wissenschaftler untersuchten, wie viele Partikel welcher Größe beim Spielen von 20 verschiedenen Blasinstrumenten freigesetzt werden. Die Messungen nahmen sie unter kontrollierten Bedingungen in einem Reinraum vor und ermittelten aus den Ergebnissen jeweils die obere Grenze für das Infektionsrisiko mit der Omikronvariante von SARS-CoV-2.

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Dabei fanden sie heraus, dass infizierte Personen beim Singen und Sprechen in der gleichen Zeit über 500-mal mehr Partikel in die Luft abgeben als beim ruhigen Atmen. Dennoch sind es beim Spielen von Blasinstrumenten immer noch fünf bis 50-mal mehr Aerosole, die in die Umgebung abgegeben werden.

Die Untersuchung zeigt, dass vor allem die größeren für die Übertragung von Viren besonders wichtigen Atemtröpfchen in den Blasinstrumenten hängen bleiben. Die Instrumente wirken somit wie ein Filter für größere Partikel.

Das Ansteckungsrisiko hängt vom Instrument ab

Dennoch sei Blasmusik aus Sicht des Infektionsschutzes nicht ganz ungefährlich. Partikel mit einer Größe von weniger als fünf Mikrometer dringen weitestgehend aus dem Instrument nach außen. Sie bleiben länger in der Luft und breiten sich weiter aus, sodass sie vor allem in ungelüfteten Räumen hohe Konzentrationen erreichen können.

Wie viele solcher kleinen Partikel freigesetzt werden, hängt auch vom Instrument ab: Während das Team bei verschiedenen Flöten eine sehr geringe Konzentration gemessen hat, erreichte diese bei der Klarinette beinahe so hohe Werte wie beim Singen.

So beträgt das Ansteckungsrisiko etwa bei der Klarinette und der Posaune in einem Abstand von anderthalb Metern nach vier Minuten bereits bis zu 50 Prozent. Im selben Abstand zu einer Flöte wird dieses Infektionsrisiko erst nach drei Stunden erreicht. Alle anderen gemessenen Instrumente lagen dazwischen.

Masken für Instrumente und Menschen schützen

In der Studie untersuchte das Team auch, wie gut sich die Ansteckungsgefahr durch eigens angefertigte Partikelfilter, ähnlich dem Vlies von FFP2-Masken, reduzieren lässt. Die Prototypen der Masken setzten sie dabei auf die Enden der Blechblasinstrumente. Holzblasinstrumente umhüllten sie fast vollständig mit dem Filtermaterial.

„Bei Blechblasinstrumenten funktionieren Masken auf dem Schallstück zuverlässig, um den Ausstoß infektiöser Partikel zu reduzieren“, berichten die Forscher. Tragen darüber hinaus auch Zuhörer eine FFP2-Maske liegt die Ansteckungsgefahr selbst nach einer Stunde bei maximal 0,2 Prozent.

Ihr Fazit: Bei ausreichender Belüftung und dem Tragen von FFP2-Masken können Unterricht, Proben und Konzerte mit Blasinstrumenten sicher durchgeführt werden.

Quelle: IDW

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