Corona befeuert eine andere Pandemie

(kib) Wie hat die Corona-Pandemie das Ernährungs- und Bewegungsverhalten von Erwachsenen und damit auch ihr Gewicht verändert? Dieser Frage gingen Wissenschaftler der Technischen Universität München nach. Die Ergebnisse sind eindeutig.

07.06.2021

Grafik "Corona-Pandemie und Adipositas: ein Teufelskreis"
© Foto: EKFZ / TUM
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Rund 40 Prozent der Befragten haben seit dem Beginn der Pandemie zugenommen. Etwas mehr als die Hälfte bewegt sich zudem weniger als vor der Corona-Krise.

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Überdurchschnittlich häufig gaben die 30- bis 44-Jährigen (48 %) sowie die Befragten, die bereits zuvor ein Gewichtsproblem hatten (53 %) an, dass sie seit Beginn der Corona-Pandemie zugenommen haben.

„Corona befeuert damit die Adipositas-Pandemie“, sagt Hans Hauner, Ernährungsmediziner und Leiter des Else Kröner Fresenius Zentrums für Ernährungsmedizin. Im Durchschnitt liegt die Gewichtszunahme bei 5,6 Kilogramm, bei den Befragten mit einem Body Mass Index (BMI) von über 30 ergibt sich sogar eine Gewichtszunahme von durchschnittlich 7,2 Kilogramm.

„Im Gegenzug gilt Adipositas als Treiber der COVID-19-Pandemie, denn mit dem BMI steigt auch das Risiko, schwer an Corona zu erkranken. So entsteht ein Teufelskreis aus dem Zusammenspiel von Corona und Adipositas“, erklärt Hauner. Unabhängig von COVID-19 kostet zu hohes Gewicht in Deutschland jährlich etwa 80000 bis 100000 Menschenleben. „Der Kollateralschaden durch die Fokussierung auf Corona ist daher im Bereich der vielen lebensstilbedingten Krankheiten enorm“, meint Hauner.

Die Umfrage

Die Analyse hat das Else Kröner Fresenius Zentrum für Ernährungsmedizin an der Technischen Universität München gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt. Sie beruht auf der Online-Befragung von 1001 Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 70 Jahren im April 2021 im Rahmen eines systematischen Zufallsverfahrens. 

Ernährungsverhalten

Die Mehrheit (über 60 %) der Befragten gibt allerdings an, dass sich ihr Ernährungsverhalten seit Beginn der Pandemie nicht grundlegend verändert hat. Vergleichsweise häufig sagen die Befragten, dass sie mehr Zeit zum Essen haben (33 %) und dass sie häufiger aus Langeweile essen (28 %). Dabei handelt es sich überwiegend um ungünstige Lebensmittel wie Süßigkeiten, Fastfood oder zuckergesüßte Getränke. Dieses Verhalten findet sich vor allem bei Menschen, die sich durch die Pandemie psychisch belastet fühlen.

„Der Energiebedarf eines Erwachsenen liegt – je nach Alter, Geschlecht und Gewicht – zwischen 1500 und 2500 kcal pro Tag. Das Ziel beim Essen muss deshalb eine gute, aber nicht übermäßige Versorgung mit den Energieträgern Kohlenhydrate, Fette, Eiweiß sowie mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sein, also eine vollwertige Ernährung“, erklärt Hauner.

Bewegungsmangel bei Erwachsenen

52 Prozent der Befragten bewegen sich seit Beginn der Corona-Krise weniger als vorher. Je höher der BMI, desto häufiger (60 %) geben die Befragten an, dass sie sich jetzt weniger bewegen. Als Gründe für den Bewegungsrückgang nennen die Befragten, dass sie weniger Bewegung im Alltag haben (54 %), aber auch, dass die Räumlichkeiten für Einzel- oder Gruppensport – etwa Turnhallen oder Fitnessstudios – geschlossen sind (53 %).

„Aktivität und Bewegung sind wichtig, um unsere Gesundheit und auch unser Wohlbefinden zu stärken“, sagt Renate Oberhoffer-Fritz, Professorin für Präventive Pädiatrie und Dekanin der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der TU München. „Erwachsene sollten mindestens 150 Minuten pro Woche mit moderater bis hoher Intensität aktiv sein. Klassische Ausdauersportarten wie Radfahren, Laufen und Schwimmen bieten sich hier an.“

Quelle: TU München

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1 Kommentar

07.06.2021 - 09:10 Uhr
Kommentar von Belinda

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