Corona-Impfstoff: Erste klinische Studie in Deutschland genehmigt

(jup) In Deutschland kann zum ersten Mal ein Impfstoffkandidat gegen COVID-19 getestet werden. Das teilte das Paul-Ehrlich-Institut heute mit. Die Vaccine wird von dem Mainzer Unternehmen Biontech hergestellt und soll an 200 gesunden Freiwilligen erprobt werden.

22.04.2020

zwei liegende Spritzen
© Foto: mcbrugg / Getty Images / iStock
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Weltweit laufen derzeit fünf klinische Prüfungen mit potenziellen Impfstoffkandidaten, und zwar in China, den USA, Großbritannien und nun auch Deutschland.

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Bei dem zu prüfenden Impfstoff von Biontech handelt es sich um eine neue Wirkstoffklasse, die Messenger-Ribonukleinsäure-Vaccine, kurz mRNA-Impfstoff. Hier wird dem Probanden mit der mRNA quasi eine „genetische Anleitung zur Herstellung des Impfstoffantigens in den Körperzellen“ verabreicht, nicht – wie bei anderen Impfstoffen – das Antigen selbst. Man erhofft sich viel von dieser neuen Klasse. So sind die Vaccine schnell und in großen Mengen synthetisierbar und können ebenfalls schnell an genetische Veränderungen von Viren angepasst werden.

Im genehmigten ersten Teil der klinischen Prüfung werden 200 gesunde Probanden im Alter von 18 bis 55 Jahren mit jeweils einer von mehreren gering modifizierten Impfstoffvarianten geimpft. In den (noch nicht genehmigten) zweiten Teil werden weitere Probanden der gleichen Altersspanne geimpft. Ebenso sollen Probanden mit erhöhtem Infektionsrisiko oder mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Erkrankung eingeschlossen werden.

Nach Aussagen des PEI-Präsident Klaus Cichutek werden in Deutschland in diesem Jahr voraussichtlich vier klinische Studien mit einem potenziellen COVID-119-Impfstoff anlaufen. Dass 2020 ein erster zugelassener Impfstoff bereit steht, hält Cichutek jedoch für unwahrscheinlich.

Hintergrund RNA-Impfstoff

Bei der Impfung mit einem RNA-Impfstoff wird die genetische Information für den Bau eines ungefährlichen Erregerbestandteils mittels Injektion beispielsweise in den Muskel verabreicht. Die RNA wird in einige Körperzellen der geimpften Person aufgenommen. Diese Körperzellen nutzen die genetische Information der RNA zum Bau des Erregerbestandteils.

Die so im geimpften Menschen produzierten Erregerbestandteile sind nicht infektiös und lösen auch keine Erkrankung aus. Das menschliche Immunsystem erkennt den fremden Erregerbestandteil und betrachtet die Zellen, die diesen Erregerbestandteil gebaut haben, als vermeintlich infizierte Zellen. Es baut eine schützende Immunantwort gegen den Erreger auf, die im Falle einer Exposition die Infektion oder zumindest die Infektionskrankheit verhindert oder ihren Verlauf abmildert.

Quelle: Paul-Ehrlich-Institut

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