Corona-Museum in Braunschweig geplant

(kib) Um die Geschehnisse währen der Corona-Krise festzuhalten, plant das Braunschweiger Landesmuseum eine Ausstellung. Einige kuriose Stücke sind schon eingegangen – so zum Beispiel kreativer Mundschutz. Darüber hinaus ruft die Museumsleitung die Bevölkerung zu Spenden von Exponaten auf, die das Leben mit der Krise dokumentieren.

09.06.2020

Mund-Nasen-Masken liegen im Landesmuseum Braunschweig
© Foto: Ole Spata/dpa
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Es sieht aus, als wäre ein Marsianer im Braunschweiger Landesmuseum gelandet. Geduldig wartet er vor der noch geschlossenen Fahrstuhltür, als wollte er gleich mit dem Lift nach Hause reisen. Dabei ist das Ganze nur eine Spende des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung: Eine Puppe im Laboranzug zum Infektionsschutz.

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„Wir haben bereits eine ganze Menge von zum Teil auch kuriosen Spenden bekommen“, sagt Dr. Hans-Jürgen Derda, Kurator und stellvertretender Direktor des Braunschweiger Landesmuseums. Etwa einen gehäkelten Hamster, der eine Toilettenpapier-Rolle zwischen den Pfoten hält. Das Exponat wäre auch ein Dokument der Langeweile. Denn es wurde von Schülern gefertigt, die sich in der Phase der geschlossenen Schulen die Zeit vertreiben wollten und Beschäftigung suchten.

Oder ein Foto von „Gollum“ der Sagengestalt aus dem Epos „Der Herr der Ringe“. Das Bild ist in der FAZ erschienen: Anstelle des Rings hat Gollum eine Toilettenpapierrolle in der Hand. „Überhaupt könnten wir auch Zeitungsmeldungen archivieren, um das Corona-Geschehen zu archivieren“, sagt Derda.

Ein Mitarbeiter einer der Firma, die sonst Integralhelme herstellt, bastelte aus Cola-Dosen, Verpackungsresten und Abfluss-Sieben das Modell eines Formel-1-Rennwagens. „Das Modell wird in der Ausstellung auftauchen“, meint Derda. Es zeigt, was die Menschen vermissen, zum Beispiel den Besuch der Rennen, die für die Mitarbeiter stets zum Beruf dazugehört haben. Oder Fotos, die „mit großer amateurhaften Qualität das Phänomen der Corona-Krise ausdrücken“, wie Derda sagt. Oder eben jener Schutzanzug der Virologen aus dem Helmholtz-Zentrum.

„Die Corona-Pandemie wirkt global und ist schon deshalb für uns interessant“, begründet Derda das Engagement seines Hauses. Man könnte als Rahmen für die Ausstellung die großen Epidemien nehmen, schlägt er vor, angefangen im alten Griechenland über den „schwarzen Tod“ im 14. Jahrhundert bis hin zur Spanischen Grippe und zur Corona-Pandemie, meint der Ausstellungsmacher. „Was haben die jeweiligen Ausbrüche bewirkt? Welche sozialen und politischen Konsequenzen ergaben sich daraus? Welche Entscheidungen wurden getroffen? „Da beginnt sich ein ganzer Fächer von Fragestellungen zu öffnen“, sagt Derda.

Für die Museumsleute geht es auch darum, die möglichen Exponate sinnvoll zu systematisieren – was macht irgendein Objekt zu einem ausstellungswürdigen Exponat? „Da gibt es auch ganz formale Kriterien“, so Derda. „Wir wollen ja keine wilde Materialsammlung inszenieren, sondern die Objekte einordnen können in unsere Sammlungsgebiete, wie zum Beispiel Volkskunde oder in unsere Dokumentationen.“ Konkret ist man in Braunschweig allerdings noch nicht geworden, was auch an der Corona-Epidemie selbst liegt, aber auch daran, dass das ganze Museum noch saniert wird. Derda und seine Kollegen planen vorerst und sammeln die Exponate.

Eventuell wird ein zusätzlicher Beirat eingerichtet, mit Fachleuten auch aus der Medizin. „Geschichte heißt Erinnerung“, betont Derda. „Wir konservieren Erinnerungen und können die Phänomene der Vergangenheit heute sichtbar machen und auf die Gegenwart beziehen.“

Quelle: Ärzte Zeitung

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