COVID-19: Schwangere besser schützen

(kib) Das Risiko von COVID-19 in der Schwangerschaft wurde bisher als eher gering eingestuft. Nun belegen Studien ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe und frühen Tod, vor allem bei Diabetes als Komorbidität. Experten schlagen eine strikte Prävention vor.

26.08.2020

Bauch einer Schwangeren
© Foto: photos.com PLUS
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Dr. Helmut Kleinwechter, Facharzt für Innere Medizin und Diabetologe, berichtet in der Ärzte Zeitung über aktuell veröffentlichte neue Studienergebnisse. Demnach belegen unter anderem Daten des brasilianischen Gesundheitsministeriums Krankheitsverläufe, die bei Schwangeren oft deutlich schwerer verlaufen als bei Nicht-Schwangeren. Auch Daten aus anderen Ländern bestätigen diese Beobachtungen. Beispielsweise zeigen Daten des US-Centers for Disease Control, dass Schwangere mit Diabetes besonders gefährdet sind.

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Um Schwangeren mit Diabetes unnötige Infektionsrisiken zu ersparen, haben unter anderen Italien, England, Australien und Kanada temporär ihre Leitlinien geändert. Kleinwechter hofft, dass die zuständigen deutschen Fachgesellschaften diesem Weg für die Dauer der Pandemie folgen werden.

Hierzu gibt es folgende Vorschläge:

  • Entscheidend ist die Prävention. Wichtig ist es, Schwangere nachdrücklich auf die Hygieneregeln hinzuweisen. Für Migrantinnen oder sozial benachteiligte Frauen werden hierfür unterstützende Informationsgrafiken angeboten, etwa vom American Journal of Perinatology.
  • Bei Verdachtssymptomen möglichst schnell auf SARS-CoV-2 testen lassen, gleichzeitig Information von Hausarzt und Gynäkologin. Bei Atembeschwerden sollten sich die Frauen sofort in einer Klinik vorstellen.
  • Für alle Schwangeren mit Diabetes sollte auf telemedizinische Betreuung umgestellt werden, sofern ein Arztbesuch nicht zwingend erforderlich ist. Unterstützende Smartphone-Apps sind bereits in der Erprobung.
  • Für das Screening auf Gestationsdiabetes (GDM) reicht die Nüchtern-Plasmaglukose aus, da ohnehin mehr als die Hälfte aller Fälle mit diesem Wert diagnostiziert werden. Ist der Nüchternwert normal, kann immer noch individuell über die Durchführung eines 2-h-75-g oGTT entschieden werden. Der 50-g-Screening-Test sollte ausgesetzt werden.
  • Bei der GDM-Nachsorge, an der schon vor der Pandemie weniger als 50 Prozent der Frauen teilgenommen haben, kann als evidenzbasierte Alternative der oGTT am zweiten postpartalen Tag noch in der Geburtsklinik angeboten werden. Die Adhärenz liegt dann bei 99 Prozent. Um die Frauen von Termindruck zu entlasten, sollte die erste Nachsorge binnen sechs Monaten nach der Geburt stattfinden.

Quelle: Ärzte Zeitung

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