Dem Post-Holiday-Syndrom trotzen

(kib) Plagt Sie nach dem Urlaub ein regelrechtes Motivationsloch? Dann leiden Sie am Post-Holiday-Syndrom. Mit diesen Tipps gelingt der Wiedereinstieg in den Job leichter.

25.08.2022

Wanderer im Liegestuhl auf einer Wiese mit Laptop auf dem Schoss
© Foto: YakobchukOlena / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Beim Post-Holiday-Syndrom handele es sich um ein normales Stimmungs- und Leistungstief und nicht etwa um eine Krankheit, erklärt Robin Kaufmann vom Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung. „Es ist nichts anderes als ein Umschalten vom Urlaubs- in den Arbeitsmodus, der unserem Körper schwerfällt, da wir noch in der Entspannung sind.“ Das Post-Holiday-Syndrom ist also nicht dramatisch, ergänzt Professor Dirk Windemuth, Direktor des Instituts für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung in einer dpa-Meldung. Dennoch lohne es sich, vorzubeugen.

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Vor dem Urlaub an den Wiedereinstieg denken

Die beiden Experten empfehlen, den Wiedereinstieg schon vor dem Urlaub zu planen. Kaufmann rät etwa, den Urlaub so zu legen, dass man in der Wochenmitte zurück an den Arbeitsplatz kommt. Das verkürzt die erste Arbeitswoche. Bestimmte Prozesse sollten im Idealfall vor der Auszeit abgeschlossen werden, etwa wichtige Projekte oder Präsentationen.

Ein weiterer Tipp: Die Abwesenheitsnotiz einfach für ein paar Tage länger ansetzen, damit erst einmal in Ruhe die bereits vorhandenen E-Mails abgearbeitet werden können.

 

Nicht von null auf hundert

Auch im Urlaub selbst kann man etwas für einen gelungenen Wiedereinstieg im Job tun. Davon zwischendurch schnell die Mails zu checken, rät Kaufmann strikt ab. Die zunehmende Entgrenzung von Freizeit und Arbeit führe nachweisbar zu Stress. Besser setzen Arbeitnehmer im Urlaub auf entspannungsfördernde Aktivitäten. Mit voll aufgetankten Akkus sind sie dann den erneuten Anforderungen im Job viel besser gewachsen.

Am ersten Tag zurück bei der Arbeit sollte sich jeder bewusst Freiräume schaffen, rät Windemuth. Er regt an, beispielsweise ein Schild an die Tür zu hängen: Urlaubsrückkehrer im Dienst. Das signalisiert so viel wie „Stören Sie jetzt bitte nicht, der muss wieder in seine Arbeit reinfinden“. Das müsse im Vorfeld aber abgesprochen werden.

Der Körper brauche seine Zeit zum Umschalten, sagt Kaufmann. „Deshalb sollte man in den ersten Tagen verstärkt Pausen einbauen oder auch kürzer arbeiten, um die Entspannung des Urlaubs mit in die ersten Tage nach der Auszeit zu nehmen“.

 

Schöne Erinnerungen kultivieren

Ein Bild aus dem Urlaub aufzustellen, um schöne Erinnerungen wachzuhalten, kann die Stimmung aufhellen. Wichtig und motivationssteigernd sei aber auch ein positiver Blick in die Zukunft: Worauf kann ich mich denn freuen?

Das können die Kollegen und tolle Projekte sein, aber auch Verabredungen mit Freunden oder ein geplanter Ausflug. Solche Aussichten können dem Frust darüber, wieder arbeiten zu müssen, etwas entgegensetzen.

Viel wichtiger findet Windemuth, Motivationslöchern längerfristig vorzubeugen. Es sei vor allem Aufgabe des Betriebes, eine Präventionskultur zu schaffen, in der Mitarbeitende nicht gleich nach dem Urlaub wieder total erschöpft sind. Dazu gehöre etwa ein Arbeitsalltag ohne allzu viele Meetings. Wo Besprechung auf Besprechung folgt, kommen Beschäftigte oft gar nicht mehr dazu, Aufgaben zu erledigen oder vernünftig zu delegieren.

Kaufmann weist auf weitere Gestaltungsmöglichkeiten der Führungsebene hin. Diese könne bestimmte Strukturen wie etwa Postfachfreigaben während der Urlaubszeit anstoßen, damit Rückkehrer und Rückkehrerinnen sich nicht erst durch Hunderte Mails arbeiten müssen.

Gelassen bleiben auch ohne Schonfrist

Doch was, wenn ich in einer Branche oder Firma arbeite, in der ich mir einen sanften Wiedereinstieg nach dem Urlaub eigentlich nicht leisten kann? Weil das Arbeitspensum hoch oder unberechenbar ist oder sogar Personalmangel herrscht und Leistung ab Tag eins gefragt ist?

Windemuth rät zur gegenseitigen Wertschätzung. Die führe dazu, dass Menschen Drucksituationen viel besser ertragen. Etwa einem Teammitglied zu signalisieren: Es ist schön, dass du wieder da bist, und das hilft uns ungemein. „Für den Satz ist immer Zeit.“

Helfen könne außerdem, die eigene Rolle im Gefüge zu reflektieren. Dazu kann man sich fragen: „Wenn ich heute nicht aus dem Urlaub zurückgekommen wäre, sondern mir beim Skifahren die Kreuzbänder gerissen hätte, wäre das das Ende der Firma?“ Solche Fragen mit Nein beantworten zu können, nehme eine Menge Druck.

Halten Motivationslöcher länger als eine Woche an, muss das übrigens nicht immer heißen, dass man im falschen Job gelandet ist. Laut Kaufmann kann eine vorübergehende Überlastung dahinterstecken. Dann lohne es sich mit der Personalabteilung darüber zu sprechen, wie das Team verstärkt werden könnte.

Quelle: dpa

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