Digitoxin-Lieferengpass: Situation spitzt sich zu

(kib) Die Firma Merck stellt den Vertrieb von Digimerck® (Digitoxin) Tabletten und Injektionslösung aufgrund von Produktionsproblemen zum 01. Januar 2023 ein. Damit gibt es nur noch ein stärkengleiches Alternativpräparat beziehungsweise ein wirkstoffgleiches Präparat in einer höheren Dosierung für die Injektionslösung.

15.12.2022

Vorhofflimmern-Krankheit und normaler oder abnormaler Herzfrequenzrhythmus als Herzerkrankung mit gesunder und ungesunder EKG-Überwachung mit 3D-Illustrationselementen
© Foto: freshidea / stock.adobe.com
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Seit Anfang September 2022 besteht ein Lieferengpass aller Stärken und Packungsgrößen von Digimerck®. Eine zuvor schon geplante Einstellung des Vertriebs aus wirtschaftlichen Gründen wird nun auf den 01. Januar 2023 vorgezogen und betrifft die gesamte Produktpalette (Digimerck® 0,1 mg, Digimerck® pico 0,05 und Digimerck® minor 0,07 mg), heißt es in einer Mitteilung der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker.

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Therapie im Einzelfall überprüfen

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie hat eine Stellungnahme zum Lieferengpass Digitoxin herausgegeben, die online abgerufen werden kann. Darin heißt es: „Digitalis-Glykoside werden zur Frequenzkontrolle von Vorhofflimmern beziehungsweise bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz mit reduzierter linksventrikulärer Funktion eingesetzt. Für Digitoxin besteht ein Lieferengpass bis weit ins Jahr 2023 hinein.“

Alternativen

Als Alternative zu Digimerck® minor 0,07 mg steht nur noch Digitoxin AWD 0,07 mg von der Firma TEVA zur Verfügung. Auch hier gibt es Lieferprobleme. Laut der Deutschen Herzstiftung besteht zwar ein Substitutionsverbot (Austauschverbot ähnlich wie bei Schilddrüsenhormonen). Patienten sollten jedoch mit dem Arzt Rücksprache halten. In der Regel ist von einer problemlosen Umstellung auszugehen.

Weitere Alternativen, die der Arzt erwägen kann, sind Präparate aus der pharmakotherapeutischen Gruppe der Digitalisglykoside: beta-Acetyldigoxin (z. B. Novodigal®), Digoxin (z. B. Lanicor®) und Metildigoxin (z. B. Lanitop®).

Die Experten der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie raten dazu, die Indikation zur Digitalis-Therapie im Einzelfall zu überprüfen.

Wird der Patient auf Digoxin umgestellt, sollten häufigere Spiegelkontrollen erfolgen und bei Niereninsuffizienz niedrigere Dosierungen eingesetzt werden. Es besteht eine höhere Gefahr für eine Überdosierung, insbesondere bei Verschlechterung der Nierenfunktion. Besondere Risikogruppen sind alte Patienten, Frauen und/oder untergewichtige beziehungsweise schlecht ernährte Patienten.

Als wirkstoffgleiches Präparat in einer höheren Dosierung für die Injektionslösung steht Digitoxin-Philo 0,25 mg/ml Injektionslösung der Mibe GmbH Arzneimittel zur Verfügung.

Quelle: AMK, DGK, Deutsche Herzstiftung. Lauer-Taxe

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