Eisenherz

(run) Menschen mit Herzinsuffizienz haben häufig einen Eisenmangel. Die aktuellen Leitlinien empfehlen daher, betroffenen Patienten mit Herzinsuffizienz Eisen zu verschreiben. Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben nun den Mechanismus herausgefunden, der erklärt, warum und wie die Supplementierung am Herzen wirkt.

30.08.2016

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© Foto: Gerhard Seybert / Fotolia
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Bereits seit einigen Jahren ist bekannt, dass schon ein leichter Eisenmangel bei Herzinsuffizienz nachteilig ist, selbst wenn noch keine Blutarmut (Anämie) vorliegt. Bei Eisenmangelanämie können nicht genug rote Blutkörperchen gebildet werden, die den Sauerstoff im Körper transportieren. Hier ist es offensichtlich, dass man schnell müde wird und körperlich schlechter belastbar ist. „Eisen ist aber nicht nur für den Sauerstofftransport wichtig, sondern wird auch in den Kraftwerken der Zelle, den Mitochondrien, benötigt. Bei Eisenmangel können die Mitochondrien weniger Energie produzieren.

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Gerade der Herzmuskel ist aber für seine Pumpfunktion auf eine hohe Energiezufuhr angewiesen“, erläutert Prof. Dr. Tibor Kempf. Er hat die Arbeiten, die jüngst in der Fachzeitschrift „European Heart Journal“ veröffentlicht worden sind, gemeinsam mit Prof. Dr. Kai Wollert und Forschern aus Heidelberg betreut.

Um herauszufinden, wie der Eisenhaushalt in Herzmuskelzellen reguliert wird, haben die Forscher so genannte Irp-Proteine in Herzmuskelzellen ausgeschaltet. Irp-Proteine regulieren den Eisengehalt der Zelle. Werden sie inaktiviert, kann weniger Eisen in die Zelle aufgenommen werden und fehlt für wichtige Stoffwechselvorgänge und die Arbeit der Mitochondrien.

Mäuse, bei denen die Irp-Proteine ausgeschaltet wurden, entwickelten dementsprechend einen Eisenmangel im Herzen, nicht jedoch im Blut und in anderen Organen. Die Folge: Während man unter Ruhebedingungen den Tieren nichts anmerkte, konnten deren Herzen bei körperlicher Belastung die Pumpfunktion nicht steigern; nach einem Herzinfarkt entwickelten die Tiere eine ausgeprägte Herzinsuffizienz. Ursache war eine zu geringe Energieproduktion in den Mitochondrien.

Umgekehrt: Als die Forscher den Mäusen Eisen verabreichten, konnten diese ihre Eisenspeicher im Herzen auffüllen, die Herzmuskelzellen produzierten wieder ausreichend Energie, und die Herzfunktion normalisierte sich.

Weitere Ergebnisse zeigen, dass eine verminderte Aktivität der Irp-Proteine auch bei Patienten eine Rolle spielt. „Eisenmangel ist also nicht nur ein Zeichen für eine schlechte Prognose, sondern auch Ursache für die schlechte Prognose von Patienten mit Herzinsuffizienz. Und er kann leicht behoben werden“, so Prof. Dr. Johann Bauersachs, Direktor der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie.

Quelle: idw

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