Elektroautos und Herzschrittmacher

(kib) Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung am Deutschen Herzzentrum München haben im Rahmen einer Studie untersucht, ob von den derzeitigen Elektroautos eine Gefahr für Träger von Herzschrittmachern und anderen implantierten elektrischen Herzgeräten ausgeht.

25.06.2018

Ein Elektroauto wird aufgeladen.
© Foto: wakila / Getty Images / iStock
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Patienten mit Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen wird häufig ein Herzschrittmacher oder ein Defibrillator eingesetzt, um die Herzfunktion zu regulieren. Diese kleinen Geräte sind jedoch anfällig für elektromagnetische Interferenzen, wie sie auch in Elektroautos potenziell auftreten können.

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Befürchtete Komplikationen sind etwa, dass die implantierten elektrischen Herzgeräte (kurz CIEDs für cardiac implantable electronic devices) durch das elektromagnetische Feld Signale wahrnehmen, die nichts mit dem Herzschlag zu tun haben und daraufhin falsch reagieren. Zum Beispiel könnte ein Herzschrittmacher Signale empfangen, die einen Herzschlag vortäuschen, woraufhin das Gerät fälschlicherweise aussetzen würde. Das Herz des Patienten würde dann nicht mehr ausreichend bei seiner Pumparbeit unterstützt.

Defibrillatoren könnten auch fälschlicherweise Schocktherapien abgeben, falls das elektromagnetische Feld als Kammer-Rhythmusstörung fehlinterpretiert würde. Außerdem wird diskutiert, dass elektromagnetische Felder die implantierten elektrischen Herzgeräte umprogrammieren könnten.

Deshalb haben die Wissenschaftler bei 108 Trägern von Herzschrittmachern oder Defibrillatoren überprüft, welche Auswirkungen die elektromagnetischen Felder eines CIEDs haben. Sie berichten, dass es keinen Hinweis darauf gab, dass die Funktion der implantierten Geräte durch Elektroautos gestört wird. Dabei haben die Wissenschaftler Elektroautos von vier unterschiedlichen Herstellern untersucht, deren Modelle einen großen Marktanteil haben.

Anders als in vorausgegangenen Studien, bei denen die Autos bei laufendem Motor lediglich angehoben wurden, fuhren die Patienten bei dieser herstellerunabhängigen Studie mit den Elektroautos auf einem Rollprüfstand der Technischen Universität München. So wollten die Wissenschaftler sicherstellen, dass die Motoren auch tatsächlich die maximale Leistung erbringen.

Während der Fahrt auf dem Rollprüfstand wurde bei den Probanden ein Elektrokardiogramm aufgezeichnet, um eventuelle, durch elektromagnetische Interferenzen ausgelöste Abweichungen der Schrittmacher- oder Defibrillatorfunktion zu registrieren. Außerdem wurde auch die Stärke des elektromagnetischen Feldes gemessen und mit Messwerten verglichen, die beim Fahren auf der Straße aufgezeichnet wurden. Damit konnten die Forscher zeigen, dass auf dem Rollprüfstand die gleichen elektromagnetischen Felder wirken wie im Straßenverkehr.

Die stärksten elektromagnetischen Felder maßen die Forscher, wenn die Patienten die Autos aufluden. Aber auch dann traten keine Wechselwirkungen mit den CIEDs auf. Aus ihren Ergebnissen folgern die Wissenschaftler, dass mit den derzeitigen Modellen auch Patienten mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren Elektroautos ohne Angst benutzen können.

Quelle: Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung

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