Erbrechen nach Medikamentengabe – was tun?

Muss nach dem Erbrechen noch eine Dosis hinterhergegeben werden oder kann man davon ausgehen, dass ein hinlänglicher Anteil des Medikaments absorbiert wurde? Diese Frage lässt sich häufig nicht so einfach beantworten. Medizinerinnen und Medizinern der Königin-Silvia-Kinderklinik in Göteborg haben daher einen Algorithmus entwickelt, der Orientierung bietet.
Viele Faktoren berücksichtigen
Wie es in dem Bericht über die Studie in der Ärzte Zeitung heißt, muss das Zeitintervall zwischen der Verabreichung des Medikaments und dem Erbrechen berücksichtigt werden. Das reicht jedoch nicht aus. Zusätzlich sollte der aktuelle Zustand des Kindes und dessen Vorgeschichte, das Medikament selbst und seine Darreichungsform beachtet werden.
Vor einer Entscheidung sollten den Forschenden zufolge zunächst drei Dinge geklärt werden:
- Mit welcher Indikation hat das Kind das Medikament erhalten?
- Mit welchem Nutzen bzw. welchen Risiken wäre eine zu niedrige bzw. keine Dosis oder aber eine doppelte Dosis im Einzelfall verbunden?
- Lässt sich der eventuell bereits erzielte Effekt über klinische Symptome und/oder Laborbefunde feststellen?
Geklärt werden sollte, ob die erste Dosis als Einzeldosis, bedarfsbezogen oder als kontinuierliche Therapie verabreicht wurde. „Eine akute Situation sollte eher zur erneuten Gabe Anlass geben als ein regelmäßig verabreichtes Medikament“, so die Forschungsgruppe in dem Bericht.
Überlegungen zum Medikament
Ist das gesamte Präparat im Erbrochenen zu finden, hat das Kind mit Sicherheit nichts von der Substanz aufgenommen. Ansonsten sollte vor einer erneuten Gabe überprüft werden, ob:
- das Erbrochene Spuren des Medikaments enthält (wenn ja, wie viel)
- wie der therapeutische Index der Substanz ist
- wie schnell das Medikament freigesetzt und absorbiert wird
Ein wichtiger Aspekt sei auch die Pharmakokinetik. Manche Substanzen werden schnell freigesetzt und absorbiert, andere erreichen ihr Wirkmaximum erst nach mehreren Stunden. Bei Medikamenten, die mehrmals täglich gegeben werden sollen, fällt es den Medizinerinnen und Medizinern zufolge nicht so sehr ins Gewicht, wenn eine Dosis verpasst wurde. In diesem Fall könne man möglicherweise etwas abwarten, und dann die neue Dosis geben. Bei Medikamenten mit längerer Halbwertszeit könne man überlegen, ob bereits ein Steady-State erreicht sei.
Grundsätzlich könne man sich gemäß der Literatur an folgendes Zeitfenster halten: „Wenn der Patient erst nach über einer Stunde nach Verabreichung des Medikaments erbrochen hat und im Erbrochenen keine Spuren davon zu finden sind, kann es als wahrscheinlich angesehen werden, dass das Präparat den Magen passiert hat.“ Das Risiko, dass die Absorption beeinträchtigt wurde, sei dann gering.
Um einem erneuten Erbrechen vorzubeugen, empfiehlt das Team, bei der nächsten Gabe für eine möglichst ruhige und sichere Atmosphäre zu sorgen. Eventuell benötige der Patient oder die Patientin zunächst ein Antiemetikum. Auch die Darreichungsform sei ein wichtiger Aspekt.
Daher sollte, je nach Alter, das Kind bei der Auswahl der Darreichungsform mit einbezogen werden und auch der Geschmack sei zu berücksichtigen.
Quelle: Ärzte Zeitung