Fehler bei der Anwendung von Medikamenten erkennen

(kib) Tabletten werden mit dem Obstmesser in ungleiche Hälften zerteilt und Tropfen ohne Lesebrille auf den Löffel gezählt: Solche Fehler können gesundheitliche Folgen haben. Ein Forscherteam filmt daher im Rahmen einer Studie ältere Menschen bei der Anwendung und will ein Instrument zur Beurteilung entwickeln.

20.03.2023

Löffel mit darauf abgelegter Tropfflasche, im Hintergrund Arzneimittelblister
© Foto: photocrew / stock.adobe.com
Anzeige

„Wenn Medikamente nicht korrekt eingenommen werden, können die Therapieziele oft nicht erreicht werden“, erklärt Dr. Janine Gronewold, Wissenschaftlerin an der Universität Duisburg-Essen. Meist fällt es den Betroffenen nicht auf, wenn sie ihre Medikamente falsch einnehmen. Zwischen ihrer Selbsteinschätzung und ihren tatsächlichen Fähigkeiten klafft häufig eine große Lücke, die auch die behandelnden Ärztinnen und Ärzte nur selten bemerken.

Aktueller Podcast

ABLYMED-Studie

Vor diesem Hintergrund gibt es die ABLYMED(ability to self-administer medication in non-demented in-hospital patients)-Studie an der Medizinischen Fakultäten der Universität Duisburg-Essen und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Die Forschenden wollen herausfinden, welche Faktoren die Fähigkeit zur Selbstverabreichung von Medikamenten beeinflussen und wie sich diese bei verschiedenen Dosierungsformen unterscheiden.

Darüber hinaus wollen sie ein standardisiertes Instrument entwickeln, welches in der Praxis dabei hilft die Fähigkeit zur Selbstverabreichung bei älteren, nicht-dementen, sich selbst versorgenden Menschen sicher beurteilen zu können.

Dazu wurden Patientinnen und Patienten ab 70 Jahre, die regelmäßig mindestens fünf Medikamente einnehmen, während eines stationären Aufenthalts am Universitätsklinikum Düsseldorf bei der Anwendung der Arzneimittel gefilmt. Sie mussten verschiedene Aufgaben im Zusammenhang mit der Selbstverabreichung von Medikamenten ausführen, die dann von Experten mit einem neu entwickelten Bewertungsschema bei der Analyse der Videos bewertet wurden.

Tatsächlich konnten nach einer kurzen Schulung bereits Medizinstudierende aus den klinischen Semestern das Bewertungsschema sicher anwenden und die Selbstmedikationsfähigkeiten damit objektiv und zuverlässig einschätzen.

Derzeit wertet das Forschungsteam der ABLYMED-Studie eine Befragung aus, in der die Patientinnen und Patienten über ihre selbst wahrgenommenen Probleme in der Medikamentenanwendung berichten. Außerdem wird analysiert, inwieweit die subjektive Einschätzung mit den tatsächlichen Fähigkeiten im Video übereinstimmt und welche Faktoren die Medikamenten-Selbstmanagement-Fähigkeiten beeinflussen.

Fazit für die Praxis

Mit Patienten, die geistig fit sind, ohne fremde Hilfe im eigenen Haushalt leben und selbstständig ihren Hausarzt oder ihre Hausärztin aufsuchen, sollte häufiger über die richtige Anwendung von verordneten Medikamenten gesprochen werden. Sie sollten auf mögliche Fehlerquellen hingewiesen werden, da sie sich derer oft gar nicht bewusst sind.

Auch bei der Verschreibung sollte das Thema berücksichtigt werden. „Im Idealfall könnte beispielsweise ein niedriger dosiertes Präparat verordnet werden, das dann nicht umständlich am heimischen Küchentisch halbiert werden muss“, so Gronewold.

Darüber hinaus wünschen sich die Forschenden, dass mit ihrem neuen Bewertungsschema die Entwicklung von Patientenschulungen unterstützt wird.

Quelle: IDW

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *