Fußulkus: Schuheinlage beugt vor

(eo/kib) Eine Smartwatch leuchtet auf, wenn der Druck auf die Fußsohle zu groß wird: Diese Innovation soll Diabetiker mit Polyneuropathie vor einem Fußulkus bewahren. Britische Forscher haben das System erfolgreich getestet.

11.11.2019

Schuheinlage mit Drucksensoren, Transmitter und Smartwatch
© Foto: Orpyx Medical Technologies
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Unbemerkte Druckstellen an der Fußsohle gehören zu den größten Risikofaktoren für die Entstehung eines diabetischen Fußgeschwürs. Solche Druckstellen zu vermeiden, hat für Diabetiker mit Polyneuropathie somit hohe Priorität.

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Ein Team der Manchester Metropolitan University hat nun untersucht, was eine „intelligente“ Schuheinlage zu leisten vermag, die dem Träger meldet, wenn der Druck an Messpunkten an der Fußsohle längerfristig zu hoch ist.

In diesem Fall wird auf einer am Handgelenk getragenen Smartwatch ein audiovisueller Alarm ausgelöst und der Träger aufgefordert, die entsprechende(n) Stelle(n) gezielt zu entlasten.

Wie Dr. Caroline Abbott und ihr Team berichten, war das Tragen eines solchen Systems mit einer Reduktion des Auftretens von Fußulzera um relative 71 Prozent gegenüber einer Kontrollgruppe verbunden.

An der Studie nahmen 90 ambulante Patienten mit diabetischer Neuropathie teil, die vor kurzem schon einmal an einem (mittlerweile abgeheilten) diabetischen Fuß-Syndrom erkrankt waren. Von diesen waren 58 Teilnehmer bereit, die Einlagen mit je acht Sensoren 18 Monate lang in ihren Schuhen zu tragen.

Alle Teilnehmer trugen im Studienzeitraum auch die drahtlos mit dem System verbundene Uhr. Diese war jedoch nur bei den 32 Teilnehmern der Interventionsgruppe aktiv, das heißt, nur diese erhielten bei längerfristigem Überschreiten des Schwellenwerts von 35 mmHg ein entsprechendes Signal.

Ihnen wurde dann zum Beispiel empfohlen, umherzugehen, sich Hinzusetzen und den Fuß zu entlasten oder den Schuh auf Fremdkörper zu untersuchen. Die anderen 26 Teilnehmer dienten als Kontrollen.

Insgesamt entwickelten sich bei zehn Teilnehmern im Studienzeitraum Fußgeschwüre. In der Interventionsgruppe wurden nach 11 835 Personentagen vier Geschwüre erfasst, in der Kontrollgruppe waren es zehn nach 8638 Personentagen.

Gute Compliance hatten aus beiden Gruppen insgesamt 40 Teilnehmer an den Tag gelegt; sie trugen die präparierten Schuhe täglich im Schnitt viereinhalb Stunden. Wertete man nur die Daten dieser Patienten aus, kam man auf eine relative Risikoreduktion von 86 Prozent in der Gruppe mit aktivem Alarmsystem.

Die meisten Teilnehmer berichteten, die Uhr habe sich vor allem dann gemeldet, wenn sie sich gerade in einer statischen Position befanden (etwa im Sitzen, beim Autofahren oder im Stehen). Daraufhin hätten sie die Position gewechselt, den betreffenden Fuß entlastet oder sich bewegt.

Nur bei zwei Patienten war der Alarm zum Beispiel auch beim Gehen angegangen. „Diese selbstberichteten Befunde sind überraschend“, so die Forscher, „denn bisher wird vor allem anhaltend hoher Druck bei normalem Gang als Risikofaktor für ein diabetisches Fußgeschwür angesehen.“

Schon relativ geringer Druck könne bei längerfristiger Einwirkung die Perfusion des Kapillarbetts an der Fußsohle empfindlich stören, so Abbott. Eine Stärke des getesteten Systems liege darin, dass nicht etwa einzelne Druckspitzen den Alarm auslösten, sondern anhaltend leicht erhöhte Drücke, etwa auch im Sitzen, wenn die Füße angewinkelt unter den Stuhl geklemmt waren, oder beim Autofahren.

Die Messungen erfolgten in der Studie kontinuierlich mit einer Frequenz von 8 Hertz.

Man könne Patienten mit diabetischer Neuropathie relativ gut darauf trainieren, die Füße mithilfe von Biofeedback gezielt zu entlasten, so die Forscher. Dies hatte auch bei den Studienteilnehmern funktioniert.

Quelle: Ärzte Zeitung

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