Gesucht: Wirkstoff gegen schwer behandelbare Allergien

(kib) Allergische Reaktionen sind häufig schlecht zu behandeln. Nun hat ein Team von Forschenden einen vielversprechenden Wirkstoff gefunden. Er blockiert einen Rezeptor auf bestimmten Abwehrzellen und verhindert so, dass die Immunreaktion entgleist.

12.05.2025

Mastzellen sind prall gefüllt mit Substanzen, die sie nach Kontakt mit Allergenen freisetzen (oben). Wird der Rezeptor blockiert, der dafür verantwortlich ist, verhindert das die Freisetzung und die dadurch ausgelösten starken Entzündungsreaktion (unt
© Foto: AG Müller/Universität Bonn
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Der Rezeptor mit der kryptischen Bezeichnung MRGPRX2 wirkt wie eine Art Schalter: Wird er betätigt, ist eine sehr heftige lokale Entzündungsreaktion die Folge. „Um das zu verhindern, müsste man den Schalter irgendwie blockieren“, erklärt Christa Müller. Die Professorin von der Universität Bonn führt in einer Pressemitteilung weiter aus: „Die Frage war nur: wie?“

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Potenter Wirkstoff

Müllers Abteilung verfügt über eine Sammlung von rund 40.000 Verbindungen, darunter etliche, bei denen sich bereits in Tests herausgestellt hatte, dass sie an verwandte Rezeptoren binden können. „Wir haben Zellen verwendet, die aufleuchten, wenn MRGPRX2 aktiviert ist“, erklärt Müllers Doktorandin Ghazl Al Hamwi, Erstautorin der Studie. „So konnten wir testen, ob diese Substanzen die Aktivierung des Rezeptors wirksam blockieren und dadurch das Lichtsignal ausschalten.“

Dabei stießen die Forschenden auf einen Wirkstoff, der an den Rezeptor andocken kann und ihn blockiert. Durch chemische Modifizierung erhielten sie ein Derivat, das schon in extrem geringen Konzentrationen wirksam war.

In Kooperation mit Kollegen aus Polen konnten die Forschenden zeigen, dass bei Mäusen dadurch lebensbedrohliche allergische Reaktionen komplett unterbunden werden.

Daran anschließend isolierten Forschende der Charité in Berlin menschliche Mastzellen und reinigten sie auf. Dadurch konnten die beteiligten Arbeitsgruppen zeigen, dass das gefundene Molekül auch dort an MRGPRX2 bindet und die Ausschüttung von Entzündungs-Botenstoffen verhindert.

Profitieren könnten Menschen mit entzündlichen Magen-Darm-Beschwerden und Hauterkrankungen.

Weg zum Medikament ist weit

Inzwischen haben die Forschenden die Substanz weiter optimiert. Ob sie sich als Medikament eignet, muss sich allerdings noch in weiteren Studien an Tieren und am Menschen zeigen. Falls ja, wäre das eine gute Nachricht. Profitieren könnten etwa Patientinnen und Patienten mit entzündlichen Beschwerden des Magen-Darm-Trakts, der Lunge, des Nervensystems oder auch mit schwerem chronischem Juckreiz und weiteren entzündlichen Hauterkrankungen. 

Auch lebensgefährliche allergische Reaktionen nach der Gabe bestimmter Medikamente  ließen sich möglicherweise durch Blockierung des RGPRX2-Rezeptors verhindern.

Quelle: Universität Bonn

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