Großbritannien: Apotheker stellen Rezepte aus

(ast/kib) In Wales dürfen Apotheker bei bestimmten Indikationen bald selbst Rezepte ausstellen. So sollen Hausärzte entlastet werden, argumentieren Gesundheitspolitiker.

02.05.2022

Flagge des Vereinigten Königreichs und Big Ben
© Foto: Alberto Pezzali / NurPhoto / picture alliance
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Mit Spannung beobachtet die englische Ärzteschaft neue Initiativen britischer Gesundheitspolitiker, Apothekern zu erlauben, selbst Rezepte auszustellen, ohne dass noch ein Arzt involviert ist. In Schottland ist dies bereits bei bestimmten Krankheitsbildern möglich. Jetzt soll Wales folgen.

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Gesundheitspolitiker in Wales argumentieren, der primärärztliche Sektor sei nicht erst seit Beginn der COVID-19-Pandemie „vielerorts chronisch überlastet“. Daher sei es höchste Zeit, die Hausärzte in Wales zu entlasten. Um das zu erreichen, werden demnächst hunderte Apotheker in Wales erstmals berechtigt sein, Patienten, die mit Symptomen in die Apotheke kommen, Rezepte auszustellen.

Zusatzschulung erforderlich

Voraussetzung ist, dass der Apotheker zuvor eine Zusatzschulung in Sachen Verschreibung von Medikamenten erfolgreich absolviert hat. Außerdem wird der neue Service auf bestimmte, meist akute Krankheitsbilder wie Atemwegsinfektionen, chronische Schmerzen oder Asthma beschränkt. Empfängnisverhütung in Notfällen zählt ebenfalls dazu.

In Schottland ist es Apothekern bereits heute in bestimmten Fällen erlaubt, Rezepte auszustellen. In England und Nord-Irland ist das dagegen bislang nicht erlaubt. Hier möchte man zunächst abwarten, welche Erfahrungen Apotheker und Hausärzte in Wales und Schottland mit der neuen Praxis sammeln. „Wir beobachten das sehr genau“, so ein Sprecher des größten britischen Ärztebundes British Medical Association (BMA). Die BMA vertritt landesweit die beruflichen Interessen von mehr als 100.000 Medizinerinnen und Medizinern.

Kritische Stimmen aus der Ärzteschaft

Die Gesundheitspolitiker in Wales argumentieren, Apothekern zu erlauben, Rezepte auszustellen, liege sowohl im Interesse der Patienten als auch im Interesse der Hausärzteschaft. Patienten hätten oftmals kürzere Anfahrtswege und würden lange Wartezeiten in der Hausarztpraxis vermeiden. Und für Apotheker erschlössen sich so neue Betätigungsfelder und auch neue Einnahmequellen.

Innerhalb der Ärzteschaft gibt es jedoch auch Bedenken und Vorbehalte. Einige kritische Stimmen werfen der Gesundheitspolitik vor, die Pandemie zu benutzen, um die Zuständigkeiten von Allgemeinmedizinern weiter einzuschränken mit dem Ziel, Geld im staatlichen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) zu sparen. Das Londoner Gesundheitsministerium teilte mit, man werde die Erfahrungen in Wales und Schottland genau unter die Lupe nehmen. Erst dann könne entschieden werden, ob ähnliche Initiativen auch in England gestartet werden könnten.

Quelle: Ärzte Zeitung

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