Helfen resistente Stärken beim Abnehmen?

(kib) Resistente Stärken zählen zu den Ballaststoffen. Ob sie tatsächlich der Gesundheit gut tun, ist nicht abschließend geklärt. Die Datenlage dazu ist sehr heterogen. Neue Hinweise für einen positiven Effekt liefert nun eine kleine Studie aus China.

04.03.2024

Frau schält Kartoffeln
© Foto: wernerimages / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten im Rahmen einer randomisierten klinischen Crossover-Studie, inwiefern sich resistente Stärken (RS) als Nahrungsergänzungsmittel auf Adipositas und das Darmmikrobiom auswirken.

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Durchschnittlich 2,8 Kilogramm leichter

Während des 20-wöchigen Studienzeitraums erhielten 37 übergewichtige Teilnehmende (BMI ≥  24 kg/m2) eine isoenergetische und ausgewogene Grundnahrung (drei Mahlzeiten pro Tag). Diese entsprach den Leitlinien für die Prävention und Behandlung von Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen.

Die Probandinnen und Probanden wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Ein Teil bekam für acht Wochen zusätzlich täglich 40 Gramm resistente Stärken, der andere Teil bekam eine normale Stärke zur Kontrolle. Nach einer vierwöchigen Auswaschphase wurden die Gruppen für acht weitere Wochen getauscht.

Sowohl RS als auch die zur Kontrolle verabreichte Stärke wurden mit 300 Milliliter Wasser zubereitet, jeder Teilnehmende nahm zweimal täglich zehn bis 15 Minuten vor der Mahlzeit.

Es zeigte sich, dass das Körpergewicht während der RS-Gabe um durchschnittlich 2,8 Kilogramm abnahm. Auch die Insulinempfindlichkeit der Probanden verbesserte sich. Als weiteres Ergebnis konnten die Forschenden ein in der Struktur und im Stoffwechsel verändertes Mikrobiom identifizieren. Der Effekt war allerdings reversibel, wenn RS der Kost nicht mehr zugesetzt wurde.

Was sind resistente Stärken?

Als resistente Stärken (RS) werde vier verschiedene Unterarten der Speisestärke bezeichnet. Sie sind in Körnern, Samen, Hülsenfrüchten sowie einigen stärkehaltigen Lebensmitteln, einschließlich rohen Kartoffeln, Nudeln, Reis und grünen (unreifen) Bananen, enthalten und durch menschliche Verdauungsenzyme im oberen Dünndarm nicht abbaubar. Daher zählen sie zu den Ballaststoffen.

Ihr Anteil lässt sich erhöhen, wenn zum Beispiel Kartoffeln und Nudeln nach dem Kochen abkühlen und am nächsten Tag wieder erwärmt werden. Eine gekochte und abgekühlte Kartoffel liefert etwa 3,2 Gramm RS. 100 Gramm Haferflocken enthalten etwa zehn Gramm RS, eine unreife Banane etwa 4,7 Gramm, eine halbe Tasse Vollkornhaferflocken etwa 4,6 Gramm RS und eine Scheibe Vollkornbrot etwa ein Gramm RS.

Das sagen Experten zu den Ergebnissen

„RS funktionieren ähnlich wie lösliche, fermentierbare Ballaststoffe und beeinflussen die Zusammensetzung des Darmmikrobioms und die Produktion kurzkettiger Fettsäuren durch das Darmmikrobiom. Auch positive Effekte von RS auf Insulinsensitivität und Blutglukosespiegel sind bekannt, obwohl Daten zu den Auswirkungen auf Blutlipide und Endothelfunktion eher limitiert sind“, kommentierte PD Olga Ramich, Leiterin der Forschergruppe Molekulare Ernährungsmedizin vom Deutsches Institut für Ernährungsforschung, Potsdam-Rehbrücke, die Ergebnisse dem Science Media Center gegenüber. 

Eine Frage sei allerdings, „warum die Teilnehmenden nicht abgenommen haben und in keiner Weise metabolisch von der acht-wöchigen Diät mit der Kontrollstärke profitiert haben – also, ob und warum die in den Richtlinien empfohlene Diät für übergewichtige Personen ohne Kombination mit RS nicht effektiv war.“

Und Dr. Stefan Kabisch, Studienarzt in der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin, Campus Benjamin Franklin (Charité Berlin) gibt zu bedenken: „Dass RS auch das Körpergewicht senkt, liegt vermutlich an der sehr hohen Dosis und der geringen Ballaststoffzufuhr vor der Intervention. Trotz der unerwartet deutlichen Gewichtsreduktion blieben Effekte auf die Blutfettwerte aus, auch wenn andere günstige Entwicklungen, wie Besserung der Insulinresistenz und Entzündungsprozesse, wie erwartet eintraten. Das am stärksten mit Gewichtsreduktion verknüpfte Bakterium B. adolescentis zeigt keine relevante Verknüpfung mit der Verbesserung des Glukosestoffwechsels. Das stellt den Nutzen der erzielten Gewichtsreduktion durchaus infrage.“

Er wies zudem darauf hin: „Die RS-Gabe erfolgte zusätzlich zu einer gesunden, ausgewogenen Ernährung, die in beiden Studiengruppen gezielt begonnen wurde. Ohne diese zusätzliche Ernährungsumstellung könnten die Ergebnisse für RS besser oder schlechter aussehen.“

Hinsichtlich der Umsatzbarkeit äußerte sich Professor Christian Sina, Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein positiv. Zwar sei die Gabe von 40 Gramm RS eine für den Alltag eher ungewöhnlich hohe Menge. Doch: „RS als Ballaststoff-Lieferanten sind gut in der Häuslichkeit umsetzbar, zum Beispiel erkaltete Kartoffeln wieder aufwärmen. Dies kann uns dabei helfen, auf die empfohlene tägliche Menge von 30 Gramm Ballaststoffe zu kommen." Dass dies langfristig positive Effekte auf den Stoffwechsel haben könnte und gegebenenfalls auch in einer (leichtgradigen) Gewichtsreduktion resultiert, erscheint Sina plausibel.

 

Quelle: Science Media Center Germany

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