Hoffnungsträger Amphibienhautschleim

Axolotl (Ambystoma mexicanum) sind bekannt für ihre Fähigkeit, Gliedmaßen, Organe und sogar Teile des Gehirns und Herzens nachwachsen zu lassen. Doch sie können noch mehr. Ihre Haut schützt sie vor Krankheitserregern. Das macht das Axolotl für die Forschung interessant.
Antimikrobielle Peptide im Fokus
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover fanden antimikrobielle Peptide (AMP) im Hautschleim des Schwarzlurchs. Diese Peptide gehören zu den vielversprechenden Kandidaten bei der Suche nach Zielmolekülen, die immer weniger wirksame Antibiotika ersetzen könnten. Sie sind Teil des angeborenen Immunsystems und kommen in fast allen lebenden Organismen vor.
Sanfte Massage für die Axolotl
Um den Hautschleim zu gewinnen, wurden die Axolotl mit sterilen Handschuhen sanft massiert und der produzierte Schleim mit sterilen Schabern von den Handschuhen abgenommen – alles gemäß den Richtlinien des deutschen Tierschutzgesetzes.
Unter den tausenden im Schleim gefundenen, antimikrobiellen Peptiden wurden in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin ITEM in Hannover 22 wahrscheinlich wirksame Peptidkandidaten herausgesucht und synthetisch hergestellt.
Wie kommt es zur antibakteriellen Wirkung?
AMP enthalten Aminosäuren mit positiver Ladung und haben wasserabweisende Anteile. Damit können sie an die Zellwand von Bakterien binden. Dort verursachen sie kleine Löcher oder dringen in die Zelle ein und binden an Moleküle. Beides schädigt die Zelle und führt zum Tod. Auch gegen Pilze und verschiedene Viren können die antimikrobiellen Peptide wirken.
Dieser besondere chemische Aufbau könnte zur Wirksamkeit der AMP gegen resistente Bakterien beitragen und möglicherweise das Risiko einer Resistenzausbildung mindern, vermuten und hoffen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Wie sie weiter berichten, zeigten vier der Axolotl-AMP eine Wirksamkeit gegen Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA), die mitunter sogar besser war als die des Reserveantibiotikums Vancomycin.
Antikanzerogen wirksam
Eine antikarzinogene Wirkung fanden die Forschenden bei drei der vier AMP, die auch eine signifikante Hemmung von MRSA aufwiesen. In der Zellkultur lösten diese bei Brustkrebszellen einen programmierten Zelltod aus: ein gesteuertes biologisches Programm, bei dem die betroffene Zelle stirbt. „Dabei haben wir beobachtet, dass die Peptide ganz gezielt Krebszellen töten, ohne gesunde Brustgewebszellen anzugreifen“, heißt es in der Mitteilung der Medizinischen Hochschule Hannover.
Quelle: IDW