Honignutzung mit langer Tradition

Honig ist das älteste Süßungsmittel der Menschheit – und war tausende von Jahren wohl auch das einzige. Indirekte Hinweise für die Bedeutung der Bienen und der von ihnen erzeugte Produkte liefern zum Beispiel prähistorische Felsbilder von verschiedenen Kontinenten, die vor 8000 bis 40.000 Jahren entstanden sind. Altägyptischen Reliefs geben Hinweise auf die Bienenzucht bereits 2600 Jahre vor Christus. Doch für das subsaharische Afrika fehlte bisher ein direkter archäologischer Nachweis.
Mit der Untersuchung von chemischen Nahrungsmittelrückständen in Keramikscherben hat sich das Bild grundlegend geändert. Archäologen der Goethe-Universität konnten jetzt in Kooperation mit Chemikern der Universität Bristol Bienenwachsreste in 3500 Jahre alten Keramikscherben der Nok-Kultur identifizieren.
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Das war möglich, weil bei der Verarbeitung von Pflanzen- und Tierprodukten in Tontöpfen stabile chemische Verbindungen freigesetzt werden, vor allem Fettsäuren (Lipide). Diese können in den Poren der Gefäßwand über Tausende von Jahren erhalten bleiben und sind mit Hilfe der Gaschromatographie nachweisbar.
Zur großen Überraschung der Forscher fanden sich außer den Resten von Wildtieren zahlreiche andere Bestandteile, die das bisher bekannte Spektrum der genutzten Tiere und Pflanzen erheblich erweitern. Vor allem an ein Tier hatte sie nicht gedacht: die Honigbiene. Ein Drittel der untersuchten Scherben enthielt hochmolekulare Lipide, die typisch für Bienenwachs sind.
Welche Bienenprodukte die Menschen der Nok-Kultur nutzten, lässt sich aus den Lipiden nicht rekonstruieren. Am wahrscheinlichsten ist es, dass sie den Honig in den Töpfen durch Erhitzen von den wachshaltigen Waben trennten. Aber auch die Verarbeitung von Honig zusammen mit anderen tierischen oder pflanzlichen Rohstoffen oder die Herstellung von Met sind denkbar. Das Wachs selber könnte für technische oder medizinische Zwecke gedient haben. Eine weitere Möglichkeit ist die Verwendung von Tontöpfen als Bienenstöcke, so wie es in heutigen traditionellen Gesellschaften Afrikas noch praktiziert wird.
Quelle: IDW