Hüpfen und Einbeinstand halten fit

(tm /kib) Wer ältere Menschen zu mehr körperlicher Aktivität bewegen will, darf nicht erwarten, dass sie von einem Tag auf den anderen mit Joggen, Radfahren oder Wandern beginnen – diese Hürden sind häufig zu hoch. Gefragt sind daher niederschwellige Angebote, die zudem nicht viel Zeit und Geld kosten.

25.10.2017

km_sturzpraevention_1017
© Foto: Doc RaBe / stock.adobe.com
Anzeige

Vor einigen Jahren haben australische Forscher daher ein Programm entwickelt, das ältere Menschen dazu animieren will, mehr Bewegung in ihren Alltag zu integrieren. Ihr "Lifestyle Integrated Functional Exercise Program", kurz LiFE, hat sich in Studien durchaus bewährt: Das Sturzrisiko ließ sich damit um etwa ein Drittel senken.

Aktueller Podcast

Die Übungen wurden jedoch für Menschen über 70 Jahre konzipiert. Nun versuchen Forscher der Uni Heidelberg das LiFE-Programm an jüngere Ältere ab 60 Jahre anzupassen. Einige Ansätze dazu wurden auf dem Geriatriekongress in Frankfurt am Main präsentiert.

Das für die Generation 60 plus angepasste LiFE-Programm (aLiFE) legt den Teilnehmern nahe, auf Zehenspitzen zu gehen, beim Treppensteigen zwei Stufen auf einmal zu nehmen, auf Spaziergängen Objekte zu überspringen oder auf einem Bein stehend den Oberkörper und das andere Bein waagerecht zu halten. Auch diese Übungen gibt es in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen – die Teilnehmer können sich mit der Zeit steigern.

Die Ziele sind jedoch etwas andere als beim ursprünglichen LiFE-Programm: Primär sollen die Beteiligten ihren funktionellen Abbau verlangsamen, indem sie Kraft und Balance trainieren und weniger Zeit mit sitzenden Tätigkeiten verbringen, erläuterte Dr. Michael Schwenk, vom Netzwerk Altersforschung in Heidelberg. Wichtig sei zudem, dass sich die jungen Alten persönliche Ziele setzten, etwa in der Lage zu sein, an einem Fitnesslauf oder einer längeren Wanderung teilzunehmen.

Das adaptierte Programm wurde in einer Pilotstudie bei 30 Personen über vier Wochen hinweg geprüft. Die Teilnehmer erhielten in dieser Zeit vier Hausbesuche von professionellen Trainern. Mit 80 Prozent war die Akzeptanz gut oder sehr gut, praktisch alle würden das Programm Bekannten weiterempfehlen, sagte Schwenk. Auf Balance- und Mobilitätsskalen konnten die Forscher zudem deutliche Verbesserungen erkennen.

Aber auch aLiFE ist kosten- und zeitintensiv. Der nächste Schritt wäre daher, eine elektronische Variante anzubieten (eLiFE). Die Heidelberger Forscher entwickelten dazu in einem europäischen Verbundprojekt eine Smartphone- und Smartwatch-App. Darüber lassen sich nicht nur Videos abrufen, die die einzelnen Übungen erläutern, die Teilnehmer können ihre Fortschritte über die Geräte dokumentieren und die App kann an das Training erinnern oder über Bewegungssensoren die körperliche Aktivität erfassen.

Eine erste Version ist bereits in einer Pilotstudie geprüft worden. Rund 80 Prozent der Teilnehmer hielten die App für hilfreich und würden sie gerne weiterverwenden. Vor allem die Videos erhielten Zuspruch, dagegen waren die Texterläuterungen den Probanden oft zu lange.

Seit März wird das eLiFE-Konzept in einer Studie gegen aLiFE und eine Kontrollgruppe mit schriftlichen Empfehlungen für mehr Bewegung verglichen. 181 Personen im Alter zwischen 60 und 70 Jahren nehmen an drei europäischen Studienzentren teil. 

Quelle: Ärzte Zeitung

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *