Ig-Nobelpreis: Von Liebe, Eis und Darmspülungen

Forschung, die zuerst zum Schmunzeln anregt und dann zum Nachdenken: Diese prämiert der Ig-Nobelpreis. Dieses Jahr ging es um Eiscreme als ergänzende Krebstherapie, der Kunstdarstellung von Einläufen – und wie sich die Haut bei einem Date verändert.

von Alexander Joppich
20.09.2022

Lächelnde junge Frau
© Foto: vladimirfloyd / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Unwürdiger Preis? Übersetzt man den Namen des „Ig Nobel Prize“ ins Deutsche mag man zuerst aufhorchen: Wer will schon einen Preis verliehen bekommen, der unwürdig oder schändlich (englisch: ignoble) ist? Jede Menge Forscher und Forscherinnen, wie sich bei der 32. Verleihung des alternativen Wissenschaftspreises in der Nacht zum Freitag gezeigt hat. Pandemie-bedingt wurde er zum dritten Mal in Folge in einer virtuellen Verleihung vergeben. Normalerweise werden die Preise jeden September in Harvard verliehen – von tatsächlichen Nobelpreis-Trägern.

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Forschungen auf dem Gebiet der Medizin waren auch in diesem Jahr für die hinter dem Award stehende Organisation „Improbable Research“ preiswürdig: So gewannen Forschende der Universität Leiden die Auszeichnung in der Sonderkategorie „Applied Cardiology Prize“ für die Erkenntnis, dass bei Dates Menschen, die eine Anziehung zueinander spüren, ihren Herzschlag und den elektronischen Leitungswiderstand ihrer Haut miteinander synchronisieren. Mittels Messung der Hautbeschaffenheit und Herzfrequenz konnten die Wissenschaftler voraussagen, welche Teilnehmer sich sympathisch fanden. Lächeln, Augenkontakt und Nachahmung der Körpersprache waren dagegen keine verlässlichen Prädikatoren für gegenseitige Anziehung.

Eiscreme als Kryotherapie? Wohl nicht die schlechteste Idee

Der Ig-Nobelpreis in der Kategorie Medizin ging nach Polen: Das Komitee zeichnete Wissenschaftler aus, die untersucht hatten, dass Eiscreme als unterstützende Kryotherapie bei hoch-dosierten Chemotherapien mit Melphalan bei autologer hämatopoetischer Stammzelltransplantation dienen könnte, um Entzündungen der Mundschleimhaut zu verhindern. Die Forschenden hatten das Nahrungsmittel statt der traditionellen Gabe von Eiswürfeln gegeben, die unbeliebt bei Patienten sind – so steht es in ihrer Studie. Zwar gab es keine Gegenüberstellung von Eiswürfeln, -chips und Speiseeis, im Vergleich zur Kontrollgruppe fanden die Forscher aber heraus, dass auch eine Kryotherapie mit Eiscreme ein signifikantes Präventionspotenzial bei Oraler Mukositis hat.

Weiterhin gingen unter anderem Auszeichnungen an Forscher, die einen Algorithmus entwickelt haben, wann ein Tratschender die Wahrheit sagen oder lieber flunkern soll, und nach Italien für den mathematischen Nachweis, dass nicht die Kompetentesten Erfolg haben, sondern diejenigen mit dem meisten Glück.

Harvard-Absolvent und Moderator Marc Abrahams schloss die Veranstaltung mit den traditionellen Worten: „Wenn Sie keinen Preis heute Abend gewonnen haben – und insbesondere, wenn Sie einen gewonnen haben: Mehr Erfolg im nächsten Jahr!“

Ig-Nobelpreis 2022: Die Zeremonie im Video

Quelle: Ärzte Zeitung

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