Influencer-Marketing fördert ungesundes Essverhalten bei Kindern

(kib) Fachgesellschaften und Mediziner reagieren besorgt auf den am 16. Februar veröffentlichten „Junkfluencer-Report“ von Foodwatch. Dieser zeigt: Gesundheitsbedenkliche Werbung für Kinder beeinflusst deren Verhalten stark.

19.02.2021

Junge Frau präsentiert ein Produkt
© Foto: Alina / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Instagram, YouTube, TikTok: Soziale Medien sind aus dem Alltag der meisten Kinder und Jugendliche kaum mehr wegzudenken. Das machen sich auch immer mehr Unternehmen zunutze, die ihr Werbebudget gezielt für Influencer-Marketing einsetzen und die Popularität einzelner Social-Media-Stars ausnutzen, um ihre Produkte zielgruppengenau unter die Leute zu bringen. Das gilt auch für ungesunde Lebensmittel, für die bezahlte Vorbilder unter Kinder und Jugendlichen werben.

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Das sehen Ärzte und medizinische Fachgesellschaften mit Sorge. „Die Ernährungsweise, die im Kindesalter erlernt wird, hat sehr weitreichende Auswirkungen auf Körperfunktionen, Leistungsfähigkeit, die lebenslange Gesundheit und Krankheitsrisiken“, erklärte Professor Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit, auf der Pressekonferenz der Verbraucherorganisation Foodwatch in Berlin.

Für den Report „Junkfluencer – Wie McDonalds, Coca-Cola & Co in sozialen Medien Kinder mit Junkfood ködern“ hat Foodwatch im Jahr 2020 für einen Zeitraum von mehreren Wochen die Accounts zahlreicher Social-Media-Stars untersucht. Der Fokus lag auf Werbung für ungesunde Lebensmittel. Die untersuchten Influencer erreichten mit ihren Posts und Videos mehrere Millionen (meist junge) Menschen. Darin werben sie ganz explizit für den Konsum ungesunder Nahrungsmittel, etwa Softdrinks, Schokolade, Torten oder Fast Food.

Problematisch: Diese Stars genießen bei Kindern und Jugendlichen häufig eine hohe Glaubwürdigkeit. Entsprechend hoch ist ihr Einfluss auf deren Kaufentscheidungen. Das Influencer-Marketing im deutschsprachigen Bereich ist laut Foodwatch bereits ein Milliardenmarkt. Durch die Mundproganda ist es Unternehmen möglich, ihren Umsatz immens zu steigern.

Das Influencer-Marketing könnte sich laut Foodwatch und Koletzko negativ auf die Ernährung von Kindern auswirken. Bereits jetzt verzehrten Kinder im Alter von sechs bis elf Jahren im Schnitt nicht einmal halb so viel Obst und Gemüse, aber mehr als doppelt so viele Süßwaren oder Snacks wie empfohlen, so Koletzko.

Aktuell gelten etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen als übergewichtig und sechs Prozent sogar als fettleibig. Ihnen drohten im späteren Lebensverlauf Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herzerkrankungen. Insgesamt entstünden so für heute übergewichtige Kinder über ihre Lebenszeit hinweg Kosten in Milliardenhöhe.

Die Verbraucherorganisation fordert von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) , dem Kindermarketing „endlich einen Riegel vorzuschieben“. Auch Koletzko von der Stiftung Kindergesundheit stimmt zu: „Die subtile, perfide und von Familien nicht kontrollierbare Werbung muss geregelt werden.“

Quelle: Ärzte Zeitung

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