Influenza: Impf-Switch mit positiven Folgen

(kib) Sollen in Deutschland neben Ärzten auch Apotheker Grippeimpfungen durchführen dürfen? Das Thema ist umstritten: Der Deutsche Ärztetag im Mai hat sich dagegen positioniert. Dabei gibt es laut Wissenschaftlern der Hochschule Fresenius gute Gründe dafür.

15.06.2018

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© Foto: Franz Pfluegl / stock.adobe.com
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„Würden wir den Impf-Switch zulassen, das heißt den Influenza-Impfstoff aus der Verschreibungspflicht entlassen und die Apothekenimpfung zulassen, würde das die Impfrate deutlich steigern und die Zahl der Erkrankungen signifikant senken“, so Prof. Dr. Uwe May, Studiendekan des Master-Studiengangs „International Pharmacoeconomics, Health Economics & Market Strategies for Healthcare Products“ an der Hochschule Fresenius, bei der Vorstellung seiner Studienergebnisse bei der Switch-Konferenz des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller am 12. Juni in Berlin. „Ich sehe das auch als marktnahe und am Leitbild des mündigen Bürgers ausgerichtete Alternative zu einer möglichen Impfpflicht.“

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Der Wissenschaftler hat ermittelt, dass eine Steigerung der Impfrate um zwölf Prozent in Deutschland, die durch eine niedrigschwellige Apothekenimpfung realistisch erscheinen würde, pro Jahr 900000 Grippeerkrankungen und rund 4700 Krankenhausfälle verhindern würde. Es gäbe laut dieser Rechnung zudem 41 durch Grippeerkrankung verursachte Todesfälle weniger.

„Insgesamt kommen wir außerdem auf knapp drei Millionen weniger Arbeitsunfähigkeitstage im Jahr“, ergänzt May. Das entspricht Kosteneinsparungen von über einer Milliarde Euro gegenüber dem heutigen Szenario. Demgegenüber stünde natürlich ein Mehraufwand für die Kostenträger in Höhe von knapp 340 Millionen Euro. Diesen bezeichnet der Gesundheitsökonom als „moderat“ und hinsichtlich der Kosteneffektivität als „zweckmäßig“ und „notwendig“.

Zum Beleg der Steigerung von Impfquoten bezieht sich May auf Statistiken aus dem Ausland, in dem die Grippeimpfung in Apotheken praktiziert wird. Zwei Beispiele: In Irland ist dies seit 2011 möglich. Seitdem sind die Impfungen von 9000 auf 78000 im Jahr 2017 gestiegen. In Kanada stieg die Impfrate allein im ersten Jahr nach Einführung bei den über 65-Jährigen um knapp zehn Prozent sowie bei allen Patienten um 8,5 Prozent. „Vor diesem Hintergrund erscheint mir das angenommene Szenario einer Steigerung der Impfrate um 12 Prozent nicht unrealistisch“, prognostiziert May.

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Quelle: IDW

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