Kalt duschen, bringt das was?

(eo/fast) Kaltes Abbrausen soll munter machen und abhärten. Wissenschaftler vom Academic Medical Center in Amsterdam gelang es nun, 3018 Teilnehmer für die erste randomisierte kontrollierte Studie zum Effekt von Kaltduschen auf die Gesundheit zu gewinnen.

17.11.2016

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© Foto: Lars Zahner - Fotolia
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Die Teilnehmer wurden via Werbespots und soziale Medien rekrutiert. Gesucht wurden gesunde Erwachsene im Alter zwischen 18 und 65. Bestehende Herz- oder Lungenerkrankungen sowie sonstige ernstere Komorbiditäten waren Ausschlusskriterien. 

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Alle Probanden sollten sich einen Monat lang täglich zu einer beliebigen Tageszeit duschen, und zwar erst nach Belieben warm oder heiß, dann so kalt, wie es aus der Leitung kam. Ein Viertel der Gruppe musste dabei 30 Sekunden ausharren, ein weiteres Viertel 60 und die dritte Gruppe 90 Sekunden. Das letzte Viertel diente als Kontrollgruppe; in dieser wurde nach Belieben (warm) geduscht. 

Ob und wie lange die Teilnehmer wirklich unter der kalten Dusche standen, wurde nicht kontrolliert. Am Ende bekam jeder Teilnehmer einen Online-Fragebogen zugestellt, in dem Krankheitstage, Abwesenheitstage von der Arbeit, Lebensqualität und Produktivität am Arbeitsplatz erhoben wurden. 

Das auffälligste Ergebnis: Die Rate der Krankmeldungen wurde durch das Kaltduschen im Vergleich zur Kontrollgruppe um insgesamt 29 Prozent reduziert. Dabei schien es keine Rolle zu spielen, wie lange man sich den kalten Duschstrahl zugemutet hatte. Die Unterschiede zwischen den Interventionsgruppen in puncto Krankmeldungen waren nicht signifikant. 

Was sich nicht zeigen ließ, war ein Effekt auf die Krankheitstage (unabhängig davon, ob man zur Arbeit gegangen war oder nicht). Ob sich die Teilnehmer also nur häufiger zusammengerissen hatten und krank zur Arbeit gegangen waren, bleibt offen. 

In puncto Lebensqualität zeigte sich ein nur knapp signifikanter positiver Effekt in den Kaltdusch-Gruppen. Dieser hatte sich jedoch in der Nachbeobachtungszeit nach insgesamt 90 Tagen verflüchtigt. Wirklich geschadet hatte die Kälteexposition offenbar nicht. Allerdings klagten einige Teilnehmer über ein längere Zeit anhaltendes Kältegefühl im Körper, an den Händen oder Füßen.

21 Prozent der Studienteilnehmer hatten das Experiment aufgrund eines länger anhaltenden Kältegefühls oder auch allgemein wegen Unbehagens vorzeitig abgebrochen. Von den Verbleibenden schien jedoch ein Großteil von der positiven Wirkung überzeugt zu sein: 64 Prozent derjenigen, die durchgehalten hatten, behielten das Kaltduschen auch nach Studienende bei. 

Worin der Effekt des kalten Wassers auf den Organismus nun im Einzelnen besteht, bleibt unklar. Viele Teilnehmer berichteten von einem erhöhten Energielevel, vergleichbar in etwa der Wirkung von Kaffee. Marker für eine mögliche Immunmodulation wurden nicht erhoben.

Quelle: Ärzte Zeitung

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