Kein Freibrief für Krankenkassen

(run) Mit einem deutlichen Statement wenden sich acht pharmazeutische und ärztliche Verbände gemeinsam gegen die Ausschreibungsmodelle der gesetzlichen Krankenkassen zur Zytostatikaversorgung. Sie sehen dadurch die effiziente Versorgung von Patienten in Gefahr.

07.09.2016

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© Foto: apostol_8 / istock.com
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Die unterzeichnenden Verbände sind sich darin einig, dass die nach dem „Freibrief“ des Bundessozialgerichts im November 2015 intensivierten Ausschreibungsmodelle der gesetzlichen Krankenkassen zur Versorgung der Patienten abzulehnen sind. Denn diese stünden im Gegensatz zu den Zielen des Nationalen Krebsplans: der Sicherstellung einer effizienten onkologischen Arzneimittelversorgung und der Stärkung der Patientenorientierung.

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Als Gründe gegen die Ausschreibungmodelle führen die Verbände – der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker, die Berufsverbände Niedergelassener Gynäkologischer Onkologen sowie der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen, Die Deutsche Gesellschaft für Onkologische Pharmazie, die Deutsche Krebsgesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin und der Deutsche Apothekerverband – folgende Punkte an:

  • Die Versorgung der Patienten mit den parenteralen Zytostatika werde aus einem bislang gut abgestimmten, kommunikativen Versorgungsprozess herausgelöst, bei dem Krankenhaus, niedergelassene Ärzte und Apotheken in ein Versorgungsnetzwerk eingebunden seien. Es werde verkannt, dass dieser Gesamtversorgungsprozess weit über die reine Lieferung von Infusionslösungen hinausgehe.
  • Die Autonomie und Wahlfreiheit der Patienten werde eingeschränkt.
  • Die Therapiehoheit des Arztes werde ausgehebelt durch Vorgaben zum Bezug von Zytostatikazubereitungen. Zugleich sei er aber bei der Vertragsgestaltung außen vor. 
  • Der Verzicht auf eine bewährte und gut organisierte fachliche Kooperationen zwischen Arzt und Apotheker unter Berücksichtigung des Patientenwillens, der durch neue, nicht mehr überschaubare, Schnittstellen ersetzt werde, erhöhe die Fehleranfälligkeit.
  • Ausschreibungen erhöhten zugleich die Gefahr von relevanten und nicht kompensierbaren Lieferengpässen und -ausfällen durch noch stärkeren Preisdruck auf die Bezugsarzneimittel.
  • Durch Oligopolbildung und Wegfall von alternativen Herstellungsorten in spezialisierten Apotheken gingen sowohl Fachkompetenz und Wissen verloren als auch Versorgungsstrukturen vor Ort. Damit werde auch die zeitkritische, schnelle Palliativversorgung gefährdet.

Das Verbändepapier in voller Länge finden Sie hier.

Quelle: ABDA

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