Klimawandel heizt Antibiotikaresistenzen an

(kib) Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO zählen Antibiotikaresistenzen zu den zehn weltweit größten Bedrohungen der menschlichen Gesundheit. Durch die zunehmende Erderwärmung dürfte sich das Problem weiter verschärfen – auch in Europa.

14.09.2023

Verdorrte Sonnenblume auf einem Sonnenblumenfeld
© Foto: AllthingsBerlin / stock.adobe.com
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Steigende Temperaturen begünstigen nicht nur die Vermehrung von potenziell pathogenen Bakterien. Vermutlich tragen sie auch dazu bei, dass Antibiotika zunehmend wirkungslos bleiben. Darauf deutet eine systematische Übersichtsarbeit einer Arbeitsgruppe am Robert Koch-Institut (RKI) hin.

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Mehr resistente Krankheitserreger

Die systematische Literaturrecherche förderte sechs geeignete Studien zutage, fünf Beobachtungsstudien und ein Review. Unter anderem hat sich demnach die Resistenzlage bei E. coli und Klebsiella (K.) pneumoniae zwischen 2000 und 2016 verschlechtert, und das verstärkt in den wärmeren Ländern Europas.

In einer Studie korrelierte die Prävalenz von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) positiv mit der mittleren Temperatur in der warmen Jahreszeit, ebenso wie der Anteil von multiresistenten E. coli (MREC) und Carbapenem-resistenten K. pneumoniae (CRKP).

Bei höheren Außentemperaturen und höherer Luftfeuchtigkeit steigt der Literaturrecherche zufolge außerdem das Risiko für die Besiedlung und Infektion mit MRSA.

Mehr Infektionen ab 20 Grad Celsius

Die RKI-Übersicht beinhaltet drei Studien, die einen Bezug fanden zwischen Außentemperaturen und Infektionen, die Patientinnen und Patienten im Zusammenhang mit einer medizinischen Behandlung erwerben (nosokomiale Infektionen).

So treten beispielsweise postoperative Wundinfektionen (SSI) häufiger nach Eingriffen in Monaten mit Temperaturen ab 20 Grad Celsius auf als in Monaten mit Temperaturen unter fünf Grad Celsius. Mit jedem Anstieg um ein Grad Celsius nimmt die Wahrscheinlichkeit von SSI um ein Prozent zu, zeigt eine Studie. Besonders ausgeprägt ist dieser Zusammenhang bei gram-negativen Bakterien und bei oberflächlichen SSI.

Gründe für die Zunahme

Viele Bakterien vermehren sich optimal bei Temperaturen über 30 Grad Celsius. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass der Klimawandel zur Ausbreitung von antibiotikaresistenten Krankheitserregern beiträgt.

Ein weiterer könnte der Transfer von Plasmiden sein: Die kleinen, ringförmigen DNA-Moleküle tragen häufig Resistenzgene. Möglicherweise fördern höhere Temperaturen ihre Weitergabe an andere Bakterien.

Außerdem werden einigen Studien zufolge bei wärmeren Durchschnittstemperaturen mehr Antibiotika eingesetzt, möglicherweise um das wärmebedingt stärkere Bakterienwachstum in den Griff zu bekommen.

Quelle: springermedizin.de

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