Kopfschmerz: Kaffee plus Analgetikum

(mm/fast) Der Sinn einer adjuvanten Einnahme von Coffein zu Analgetika ist umstritten. Die Studienrecherche eines Schweizer Neurologen stellt nun eine zusätzliche positive Wirkung von Coffein bei Analgetika in der Therapie von Patienten mit Kopfschmerzen ab einer Dosis von 100 Milligramm heraus. Das entspricht in etwa einer Tasse Kaffee.

11.08.2017

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© Foto: dimakp / stock.adobe.com
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"Coffeinkonsum sowie ‚Coffein als analgetisches Adjuvans‘ sollten mit Patienten im Rahmen jeder Kopfschmerz-/Migränetherapie besprochen werden", so lautet das Fazit von Dr. Daniel Eschle vom Kantonsspital Uri. Für seine Übersichtsarbeit hatte Eschle nach Studien zum Thema Coffein im Kontext von Migräne, Kopfschmerz und/oder Schmerzen gesucht. Neun Studien erfüllten die Einschlusskriterien. Ziel von Eschles Recherche war die Beantwortung folgender Fragen: 

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  • Verbessert Coffein den Effekt von Analgetika bei Kopfschmerzen?
  • Hat Coffein selbst eine analgetische Wirkung?
  • Hängt die Wirkung von der Dosis ab?
  • Gibt es relevante Nebenwirkungen und Gefahren? 

Im Ergebnis belegt Eschles Recherche mehrheitlich eine günstige Wirkung von Coffein als analgetisches Adjuvans bei guter Verträglichkeit. Deshalb stelle Coffein als Adjuvans eine analgetikasparende Option dar, die zur Sprache kommen solle, zum Beispiel bei älteren Patienten, deren eingeschränkte Nierenfunktion den Einsatz von nicht steroidalen Antirheumatika limitiere.

Nicht eindeutig ist die Datenlage zur Frage, ob von Coffein selbst eine analgetische Wirkung ausgeht. In einer Studie wirkte Coffein ohne Analgetikum besser als Placebo bei Spannungskopfschmerzen. Die Wirkung von Coffein ohne Analgetikum blieb auch dann statistisch signifikant, als auf den stimmungsmodulierenden Effekt von Coffein justiert wurde. Bezüglich der nötigen Dosierung von Coffein war kein Effekt einer höheren Wirksamkeit bei einer höheren Dosis ersichtlich. Die minimal wirksame Dosis liegt Eschle zufolge bei 100 Milligramm.

Nur in einer Studie wurde eine offensichtliche Häufung von Nebenwirkungen durch Coffein festgestellt, nämlich Magenbeschwerden, Nervosität und Schwindel. Auch der immer wieder auftretenden These, dass coffeinhaltige Analgetika einen Schmerzmittelübergebrauch förderten, erteilt Eschle eine Absage. Eine Arbeitsgruppe habe keine Hinweise gefunden, dass diese Aussage zutreffe, so der Neurologe.

Coffein werde im Allgemeinen auch als sichere Substanz eingestuft. Bei einem moderaten Konsum seien gesundheitliche Bedenken deshalb nicht angebracht. Außerdem könne davon ausgegangen werden, dass Patienten ihre Coffeintoleranz und -präferenz kennen würden. Ein größeres Problem sieht Eschle im rezeptfreien Zugang zu Analgetika und dem fehlenden Wissen über die Gefahr von Kopfschmerzen durch Analgetikaabusus.

Quelle: Ärzte Zeitung

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