Krank zur Arbeit ist riskant

(kib) Mit positivem Corona-Test ist die Sache ganz klar: zu Hause bleiben. Was aber, wenn Kopfschmerzen plagen oder gar eine depressive Phase beginnt? Viele Menschen schleppen sich dann doch zur Arbeit. Präsentismus nennt sich das Phänomen – und weder den kranken Arbeitnehmern noch den Arbeitgebern ist damit laut Experten geholfen.

15.08.2022

Gestresste Frau sitzt mit Fingern an der Nase am Laptop
© Foto: Jay Yuno / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)
Anzeige

Jeder zweite Beschäftigte in Deutschland geht manchmal, häufig oder sehr häufig krank zur Arbeit, wie das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung aus Konstanz für die Techniker Krankenkasse herausfand. Frauen neigen der im Herbst veröffentlichten Studie zufolge eher zu Präsentismus als ihre männlichen Kollegen.

Aktueller Podcast

 

Krank zur Arbeit verursacht Kosten

„Betriebswirtschaftlich gesehen sind die Kosten, die durch Präsentismus entstehen, mindestens so hoch wie die Kosten durch krankheitsbedingte Fehlzeiten“, heißt es bei der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Nach Einschätzung des Psychologen Simon Hahnzog könnte der Anteil sogar noch größer sein. Die Kosten, die Unternehmen durch Präsentismus entstehen, seien etwa doppelt so hoch wie durch tatsächlich oder angeblich kranke Arbeitnehmer zusammen.

Denn wer krank arbeite, sei nur eingeschränkt leistungsfähig, macht Hahnzog deutlich: „Ich bin acht Stunden da, arbeite effektiv aber nur fünf.“ Auch passierten Kranken häufiger Fehler, was wiederum zu Folgekosten führe: „Das ist ein Lawineneffekt“, sagt Hahnzog, der auch Firmen zu dem Thema berät.

„Wenn einer einen Fehler macht, müssen unter Umständen zehn andere eine Stunde mehr arbeiten.“ Auch passierten signifikant mehr Unfälle, wenn man krank zur Arbeit gehe. Und dauerhafter, regelmäßiger Präsentismus erhöhe das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Störungen.

Homeoffice fördert Präsentismus

„Im Homeoffice ist die Schwelle viel kleiner geworden, doch zu arbeiten. So richtig krank bin ich ja nicht, da kann ich mich kurz in einen Zoom-Call schalten.“ Die Erholungszeit zu Hause werde verringert. Arbeitnehmer seien nochmal mehr der Eigenverantwortung überlassen worden, sagt Hahnzog. Führungskräfte wiederum hätten den Gesundheitszustand der Mitarbeitenden im Homeoffice weniger gut im Blick.

Quelle: dpa

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *