Krebsmedikamente: Fakten zu Zitrusfrüchten und Wechselwirkungen

(kib) Zitrusfrüchte wie Orangen, Mandarinen, Pomelos oder Grapefruits erfreuen sich im Winterhalbjahr großer Beliebtheit. Doch aufgepasst: Nicht nur Grapefruits beeinflussen bei Verzehr Krebsmedikamente in ihrer Wirkung, berichtet der Krebsinformationsdienst.

18.12.2020

Orangensaft spritz aus einem Glas
© Foto: hansgeel / stock.adobe.com
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Dass sich der Verzehr von Grapefruits mit vielen Arzneimitteln nicht gut verträgt, ist den meisten inzwischen bekannt. Denn Pflanzeninhaltsstoffe in Grapefruits hemmen ein Enzym, das für die Verstoffwechselung vieler Arzneimittel verantwortlich ist. Der Name des Enzyms: CYP3A4.

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Wird CYP3A4 gehemmt, kann dies zu ungewollt hohen Blutspiegeln eines Wirkstoffs führen, nämlich dann, wenn CYP3A4 normalerweise diesen Wirkstoff abbaut. Dadurch wird das Arzneimittel schlechter verträglich und kann mehr Nebenwirkungen zeigen. Betroffen sind davon zum Beispiel Medikamente zur Therapie der chronischen myeloischen Leukämie (CML) wie Imatinib oder Dasatinib.

Baut CYP3A4 einen Wirkstoff hingegen zu einem wirksamen Stoffwechselprodukt (Metabolit) um, wirkt sich eine Hemmung in einen ungewollt niedrigen Blutspiegel des eigentlich erwünschten Stoffwechselproduktes aus. Dadurch wird das Arzneimittel weniger wirksam. Betroffen ist davon zum Beispiel das Zytostatikum Cyclophosphamid, das bei einer Chemotherapie zum Einsatz kommt.

Ist eine solche Wechselwirkung für ein Krebsmedikament bekannt, raten Experten davon ab, Grapefruits unter der Krebstherapie zu verzehren. Das bezieht sich nicht nur auf die frische Frucht, sondern auch auf den Saft und andere Zubereitungen daraus.

Dabei reicht es nicht, nur auf die gleichzeitige Einnahme mit dem Medikament zu verzichten, Patienten sollten die Frucht vollständig meiden.

Pauschale Aussagen, ab welcher Grapefruit-Menge man von Wechselwirkungen ausgehen muss, sind nicht möglich: Manchmal reicht schon der Verzehr einer einzigen Frucht oder ein Glas Grapefruitsaft, in anderen Fällen wurden Wechselwirkungen erst nach tage- oder wochenlangem regelmäßigem Verzehr beobachtet.

Nicht nur bei Grapefruits ist Vorsicht geboten

Doch wie sieht es mit den anderen Zitrusfrüchten aus? Alle enthalten ähnliche Pflanzenstoffe. Allerdings sind Menge und Zusammensetzung dieser Stoffe von Fruchtart zu Fruchtart unterschiedlich, und damit auch die Wechselwirkungen mit Krebsmedikamenten.

Folgende Zitrusfrüchte zeigen mit Grapefruits vergleichbare Wechselwirkungen mit vergleichbaren klinischen Auswirkungen:

  • Pomelo (Kreuzung aus Grapefruit und Pampelmuse),
  • Limetten
  • eine bestimmte, häufig in Marmelade verwendete Orangenart (Sevilla-Orange oder auch Bitterorange)

Auch auf diese Früchte sollten Patienten verzichten, wenn für ihr Krebsmedikament eine Wechselwirkung mit Grapefruit bekannt ist.

Andere Zitrusfrüchte sind auf eine enzymhemmende Wirkung nur wenig untersucht. Sie sind aber auch nicht als problematisch aufgefallen. "Normale" Orangen und Orangensaft hemmen den Ab- und Umbau von Arzneistoffen offenbar kaum und klinische Auswirkungen auf Krebstherapien sind nicht bekannt.

Auch für Zitronen wurden bisher keine Auswirkungen auf Krebsmedikamente berichtet. Sie enthalten den für die Wechselwirkung von Grapefruit hauptsächlich verantwortlichen Pflanzenstoff vor allem in der Schale. In Zitronensaft findet er sich nur in Spuren.

Bei Mandarinen und Clementinen weisen Laborexperimente darauf hin, dass sie dieselben Wechselwirkungen zeigen wie Grapefruit, allerdings in einem schwächeren Ausmaß. Ob und wie sich das auf die Wirkung von Krebsmedikamenten auswirkt, ist hingegen nicht bekannt.

Manche Experten empfehlen, auch mit diesen Zitrusfrüchten zurückhaltend während einer medikamentösen Krebstherapie zu sein, da es immer noch Wissenslücken gibt.

Wichtig zu wissen: Wie sich Arzneimittel-Wechselwirkungen auswirken, kann immer nur vor dem Hintergrund des individuellen Medikaments und der individuellen Situation des Patienten beurteilt werden. Patienten sollten daher mit ihrem Arzt darüber sprechen, ob sie in der Vorweihnachtszeit Orangen, Mandarinen, Zitronen und andere Zitrusfrüchte unbeschwert genießen können.

Quelle: Krebsinformationsdienst

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