Krebstherapie mit Folgen für den Fingerabdruck

Noch ist vieles unklar. Doch die Ergebnisse einer Literaturrecherche lassen vermuten, dass bestimmte Tumortherapien die Fingerbeere so verändern können, dass die Identitätskontrolle per Fingerabdruck nicht mehr funktioniert.
Aussagekraft ist eingeschränkt
Die Forscherinnen und Forscher von der Universität in Pavia, Italien, haben entsprechende Zusammenhänge sowohl in fünf kleinen Kohortenstudien als auch in neun Fallbeispielen gefunden – und zwar konkret bei Capecitabin-, Taxan- und Tyrosinkinaseinhibitor-haltigen Therapien bei Personen mit verschiedenen Tumoren, hauptsächlich mit fortgeschrittenem Brust- und Darmkrebs.
Die methodische Qualität der meisten berücksichtigen Arbeiten war allerdings moderat bis niedrig. Ganz streng genommen dürften aus Fallbeispielen gar keine Rückschlüsse auf Zusammenhänge gezogen werden. Es lässt sich also nicht verlässlich abschätzen, wie häufig das Phänomen auftritt, wie es zustande kommt und ob bestimmte Wirkstoffe tatsächlich besonders risikoreich sind.
Dennoch sehen die Forschenden in ihrer Arbeit den Auftakt, dem Phänomen künftig systematisch auf die Spur zu kommen.
Über Gründe lässt sich nur spekulieren
Warum es zu den beobachteten Veränderungen kommt, ist derzeit noch unklar. Eine mögliche Erklärung ist, dass das Krebsmedikament Capecitabin im Tumor durch das Enzym Thymidinphosphorylase (TP) in die aktive Substanz 5-Fluoruracil (5-FU) umgewandelt wird. TP findet sich auch vermehrt in der Haut an Fingern, Handflächen und Fußsohlen – das könnte die Veränderungen an den Fingerabdrücken erklären..
Einige Tyrosinkinaseinhibitoren greifen unter anderem in den EGFR („epidermal growth factor receptor“)-Signalweg ein. Dieser ist auch für die Migration und Proliferation von Hautzellen (Keratinozyten) bedeutsam, so ein weiterer Erklärungsansatz der Forschenden.
Quelle: Ärzte Zeitung