Magenkrebs-Leitlinie: Stärkerer Blick auf Risikofaktoren

(kib) Krebserkrankungen am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen nehmen zu. Die aktualisierte Magenkarzinom-Leitlinie legt daher ein Hauptaugenmerk auf die Faktoren, die die Wahrscheinlich zu erkranken, erhöhen.

10.07.2025

Arzt zeigt mit Kugelschreiber auf ein Magenmodell
© Foto: Phushutter / stock.adobe.com
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Während insgesamt weniger Menschen an Magenkrebs erkranken, steigt die Häufigkeit im gastroösophagealen Übergang seit einigen Jahren deutlich an. Dem trägt die aktualisierte S3-Leitlinie „Magenkarzinom – Diagnostik und Therapie der Adenokarzinome des Magens und ösophagogastralen Übergangs“ Rechnung. Die Autorinnen und Autoren richten den Blick verstärkt auf die krebsauslösenden Faktoren.

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Prävention im Fokus

Die Autorinnen und Autoren der Leitlinie sind sich einig: „Die Assoziation zwischen einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD) und der Entstehung eines Adenokarzinoms des gastroösophagealen Übergangs ist wahrscheinlich“.

Daher sollte auf die Diagnose Reflux eine endoskopische Untersuchung folgen, bei der die Speiseröhre (Ösophagus), der Magen (Gaster) und der Zwölffingerdarm (Duodenum) untersucht werden. 

Gleiches gilt für Alarmsymptome wie Schluckstörungen (Dysphagie), unklarer Gewichtsverlust, Hinweise auf eine gastrointestinale Blutung, unklare Eisenmangelanämie und – neu in der Leitlinie – auch bei unklarem Vitamin-B12-Mangel.

Die Rolle der Ernährung

Das Leitliniengremium weist erstmals auf bestimmte Ernährungsfaktoren hin, die das Magenkarzinomrisiko offenbar erhöhen. Diese sind:

  • in Salz konservierte Lebensmittel
  • verarbeitetes Fleisch (jeweils in größeren Mengen)
  • geringer Verzehr von Obst

Der Empfehlung, die Ernährung entsprechend anzupassen, liegt allerdings nur ein Expertenkonsens zugrunde.

Die Rolle von Medikamenten

Die Langzeiteinnahme von Protonenpumpeninhibitoren ist mit dem Auftreten von Magenkrebs assoziiert, ein ursächlicher Zusammenhang lässt sich jedoch bisher nicht nachweisen, berichten die Leitlinienautorinnen und -autoren. 

Die Datenlage zu protektiven Effekten durch die Einnahme von Acetylsalicylsäure und von nichtsteroidalen Antirheumatika ist zu heterogen, um eine Substanz präventiv zu empfehlen. Das gelte auch für Statine.

Risikofaktor Helicobacter pylori

Hauptrisikofaktor für Magenkrebs ist Helicobacter pylori (H. pylori). Das Leitliniengremium empfiehlt daher, Personen mit erhöhtem Risiko auf H. pylori zu screenen. Hierzu zählen unter anderem erstgradig Verwandte von Patientinnen und Patienten mit Magenkrebs und Personen, bei denen der Magenkörper (Corpus) stark von der atrophischen Gastritis betroffen ist. Bei positivem Befund soll der Keim bekämpft werden (Eradikation).

Neu aufgenommen wurde eine Kann-Empfehlung für die „opportunistische“, also nicht durch bestimmte Risikokonstellationen oder Symptome veranlasste Testung auf H. pylori: Diese kann jetzt ab dem 50. Lebensjahr im Sinne eines allgemeinen Vorsorgegesprächs (z. B. in Zusammenhang mit der Darmspiegelung) angeboten werden.

Familiäre Komponente

Ein genetischer Test auf eine Mutation im CDH1-Gen (seltener im CTNNA1-Gen) wird empfohlen, wenn mehrere Familienmitglieder an Magenkrebs erkrankt sind, insbesondere bei Fällen eines diffusen Magenkarzinoms.

Bei gesicherter pathogener CDH1- oder CTNNA1-Keimbahnmutation soll auf H. pylori getestet und dieser gegebenenfalls eradiziert werden. Denn es gibt mittlerweile klare Daten für den Nutzen der H.-pylori-Eradikation bei familiärer Belastung. 

Quelle: Ärzte Zeitung

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