Mehr Schmerzmittel- als Alkoholabhängige

(af/kib) Gesunde Lebensführung gilt in Deutschland längst als chic. Doch viele Deutsche konsumieren nach wie vor Alkohol und Tabak, aber auch Drogen wie Cannabis und Amphetamine in riskanter Menge. Überraschend: Die Schmerzmittelabhängigkeit liegt nun knapp vor der Alkoholabhängigkeit.

09.09.2019

Bunte Tabletten und Kapseln in zwei Händen
© Foto: Robert Kneschke / stock.adobe.com
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Das sind Erkenntnisse des Epidemiologischen Suchtsurveys 2018 des Instituts für Therapieforschung in München. Dieser untersucht, was die Deutschen in den letzten 30 Tagen vor der Befragung an potenziell suchtauslösenden Stoffen zu sich genommen haben.

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Hochgerechnet hatten demnach 36,9 Millionen der 18- bis 64-Jährigen Alkohol getrunken und zwölf Millionen Zigaretten geraucht. Täglich zur Zigarette greifen knapp acht Millionen Menschen, 2,8 Millionen sogar mehr als 20 Mal am Tag.

3,7 Millionen gaben an, Cannabis geraucht zu haben, 619.000 hatten „schnelle“ Drogen wie Ecstasy, Metamphetamin und Kokain eingenommen.

Auffällig war die Gebrauchsprävalenz von Schmerzmitteln. 26 Millionen Befragte hatten im Monat vor der Befragung Schmerzmittel zu sich genommen, mehrheitlich ohne ärztliche Verordnung.

Aus den Daten lassen sich die gesundheitlichen Folgen des Substanzkonsums ablesen. Über alle Substanzen gerechnet, müssen demnach ausweislich der Ergebnisse sieben Millionen Menschen als abhängig eingestuft werden. Den Tabak herausgerechnet, bleiben immer noch 3,5 Millionen mit einer attestierten Abhängigkeitsstörung übrig.

Immerhin: Der Vergleich mit ESA-Daten von 2015 legt nahe, dass E-Zigaretten einen Beitrag zur Tabakentwöhnung leisten können. Elf Prozent der Raucher konnten auf diesem Vehikel zur Abstinenz gelangen.

Als alkoholabhängig gelten nach den Survey-Ergebnissen 1,6 Millionen Menschen im Land (Prävalenz von 3,1 %). Leicht höher sogar liegt die Prävalenz für Schmerzmittelabhängige (3,2 %).

Das Gros dieser Suchterkrankungen wird von den Studienautoren auf nicht opioidhaltige freiverkäufliche Analgetika zurückgeführt, die gleichwohl ein hohes Abhängigkeitspotenzial aufwiesen.

Die Autoren sehen zusammenfassend riskante Konsummuster in der Bevölkerung weit verbreitet. Die substanzbezogenen Störungen müssten als erhebliche Belastung für die Gesellschaft gewertet werden. Sie räumen ein, dass durch die auf Selbstangaben beruhenden Prävalenzwerte für jeden Konsum vermutlich über-, problematische Konsummuster unterschätzt werden könnten.

Quelle: Ärzte Zeitung

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