Mit Glutamin den Reizdarm besänftigen

(bs/kib) Bei einer Subgruppe von Reizdarmpatienten scheint die Supplementierung mit der Aminosäure Glutamin erfolgversprechend. In einer kleinen randomisierten Studie linderte sie die Symptome weitaus besser als eine Placebobehandlung.

30.08.2018

Frau hält sich Wärmflasche auf den Bauch
© Foto: absolutimages / stock.adobe.com
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Patienten mit Diarrhö-dominantem Reizdarmsyndrom (IBS-D), das nach einer Darminfektion erstmals aufgetreten ist, weisen häufig eine verstärkte Durchlässigkeit des Darmepithels auf. Es wird vermutet, dass durch die erleichterte Passage von Bakterien und toxischen Substanzen das Immunsystem in der Darmmukosa aktiviert wird, wodurch wiederum Reizdarmsymptome wie Schmerzen und Diarrhö ausgelöst werden.

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Die erhöhte Durchlässigkeit könnte mit einem Mangel an der Aminosäure L-Glutamin zusammenhängen. Glutamin ist die wichtigste Energiequelle für die Teilung von Epithelzellen im Gastrointestinaltrakt. Eine Glutaminverarmung, wie sie nach schweren Erkrankungen und Infekten auftritt, führt zu einer Atrophie des Epithels und zu Hyperpermeabilität. Umgekehrt kann nach intestinalen Verletzungen durch die Supplementierung von Glutamin die normale Permeabilität des Darmepithels wiederhergestellt werden.

US-amerikanische Forscher vermuten, dass diese Wirkung dafür verantwortlich ist, dass sie in einer randomisierten placebokontrollierten Studie bei Reizdarmpatienten mit Glutamin eindrucksvolle Verbesserungen erzielen konnten.

Die Studienteilnehmer waren ausschließlich Patienten, die gemäß ROM-III-Kriterien an einem postinfektiösen IBS-D litten und, nachgewiesen durch ein erhöhtes Verhältnis von Laktulose zu Mannitol im Urin, außerdem eine intestinale Hyperpermeabilität aufwiesen.

Die Supplementierung erfolgte acht Wochen lang, mit Glutaminpulver (5 g, 3 x d) oder einem Placebopulver aus Molkeprotein, das in Wasser aufgelöst wurde. In der Glutamingruppe beendeten 54 von 59 Patienten die Studie, 52 von 56 waren es in der Placebogruppe; nur sie wurden in der Auswertung berücksichtigt.

Eine Verbesserung im IBS-Severity Scoring System (IBS-SSS) um mindestens 50 Punkte, den primären Studienendpunkt, erreichten 43 Patienten mit Glutamin, aber nur drei Patienten aus der Kontrollgruppe, ein hochsignifikanter Unterschied. Im Mittel war der IBS-SSS von 301 auf 181 zurückgegangen beziehungsweise bei 296 geblieben.

Die Aminosäurenzufuhr war auch in allen anderen sekundären Endpunkten der Placebogabe überlegen: Die Zahl der täglichen Stuhlgänge wurde reduziert, die Stuhlformung gemäß Bristol Stool Scale verbessert und die intestinale Durchlässigkeit normalisiert. Schwere Nebenwirkungen wurden nicht festgestellt. Schmerzen und Blähungen wurden von je einem Patienten pro Gruppe berichtet und waren wahrscheinlich nicht der Therapie, sondern der Erkrankung zuzuschreiben.

Die Mediziner halten nun größere Studien für geboten, um Dosierung, Dauerhaftigkeit der Wirkung, Langzeitsicherheit und Wirksamkeit bei anderen IBS-Typen zu untersuchen.

Quelle: Ärzte Zeitung

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1 Kommentar

18.06.2020 - 16:27 Uhr
Kommentar von Hildegard Lingen-Schuh

Ich habe seit Jahren DARMPROBLEME. Seit dem 10.04.2018 ist bei mir die sehr schwere neuro-muskuläre Erkrankung (Generalisierte Myasthenie Gravis, Grad 4) ausgebrochen, die eine extrem hohe Medikation erfordert, u. a. mit Cortison, Immun-Suppressiva (2000 mg Cellcept tgl.), Säureblockern, Mytelase u.a. Seitdem sind die Darmprobleme täglich fast unerträglich mit Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Koliken, Erbrechen, Sodbrennen u.v.a. Könnte die Einnahme von L-Glutamin u. U. diese Beschwerden lindern? Hildegard Lingen-Schuh, Hamburg

Antwort der Redaktion

Sehr geehrte Frau Lingen-Schuh, vielen Dank für ihr Vertrauen, uns diesen Kommentar auf der Webseite zu schreiben. Unser Rat: Bitte besprechen Sie Ihre Beschwerden unbedingt mit ihrem behandelnden Arzt. Vielleicht wäre es noch eine Alternative, einen Arzt mit naturheilkundlicher Zusatzqualifikation aufzusuchen. Wir wünschen Ihnen gute Besserung Ihr Team von DAS PTA MAGAZIN