Mit Vollbädern das Herz schützen

(eo/kib) Regelmäßig heiß baden ist offenbar gut fürs Herz-Kreislauf-System – sofern man nicht schon eine Herzerkrankung hat. In einer japanischen Studie nahm bei häufigen Vollbädern das langfristige Risiko vor allem für Schlaganfälle und Hirnblutungen signifikant ab.

06.05.2020

Beine in der Badewanne
© Foto: photos.com PLUS
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Den Autoren zufolge kann man das Wannenbad zumindest herzgesunden Personen bedenkenlos empfehlen. Es habe keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod gegeben.

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So ausgeprägte herzschützende Effekte wie beim Saunieren – hier kann die Inzidenz tödlicher kardiovaskulärer und speziell auch kardialer Ereignisse um 50 Prozent und mehr gesenkt werden – ließen sich in der Studie von Tomohiko Ukai und Kollegen allerdings nicht erreichen.

Die Studie der Forscher von der Universität Osaka beruht auf Fragebögen, die die japanische Gesundheitsbehörde 1990 an die Bevölkerung verteilt hatte und in denen die Teilnehmer unter anderem Angaben zu ihren Badegewohnheiten gemacht hatten. Teilnehmer mit kardiovaskulären Vorerkrankungen oder Krebs waren ausgeschlossen, das Durchschnittsalter lag zwischen 40 und 59 Jahren.

Bei den insgesamt 30076 Japanern, die bis Ende Dezember 2009 nachbeobachtet wurden, zeigte sich: Wer sich täglich oder fast täglich das Vergnügen eines heißen Vollbads gönnte, reduzierte damit das Gesamtrisiko einer späteren kardiovaskulären Erkrankung signifikant, und zwar um 28 Prozent gegenüber Bademuffeln, die entweder gar nicht oder maximal zweimal pro Woche in die Wanne stiegen.

In der Multivariatenanalyse hatten die Forscher neben Alter, Geschlecht und Body Mass Index auch anamnestisch bekannten Hochdruck, Diabetes und Hypercholesterinäme berücksichtigt.

Im Lauf von insgesamt 538 373 Personenjahren traten 2097 kardiovaskuläre Ereignisse auf, darunter 1769 Schlaganfälle, 275 Herzinfarkte und 53 Fälle von plötzlichem Herztod. Schlaganfälle waren bei den Vielbadern um relative 26 Prozent seltener, Hirnblutungen um 46 Prozent. Auch diese Zusammenhänge waren signifikant, nicht dagegen die Abnahme speziell bei Myokardinfarkt beziehungsweise koronarer Herzkrankheit (KHK).

Die Badefreuden waren laut Ukai und seinem Team zumindest durch keine zusätzlichen Risiken für Herz und Hirn getrübt: Weder plötzlicher Herztod noch Subarachnoidalblutungen traten in der Gruppe mit der höchsten Badefrequenz häufiger auf. Eine ideale Temperatur des Badewassers ließ sich allerdings nicht ermitteln.

Den postulierten Schutzeffekt vor allem für die Gefäße erklären Ukai und sein Team so: Ähnlich wie bei sportlicher Aktivität sorge die Wärme für eine Erhöhung der Herzfrequenz und -kontraktilität sowie für eine verbesserte Durchblutung. Endotheliale Scherkräfte nähmen ab und langfristig verbessere sich auch die Gefäßfunktion.

Darüber hinaus vermuten die Forscher einen Effekt des Badens über Hitzeschockproteine, welche über die Bindung an die Stickstoffmonoxidsynthase in Endothelzellen zur vermehrten Bildung des gefäßerweiternden NO beitragen.

Japaner baden gerne heiß, die Temperaturen des Badewassers erreichen im Normalfall zwischen 40 und 42 Grad Celsius, oft sogar 43 Grad. Die Befürchtung, dass sich bei häufigem Heißbaden das Risiko für einen Hitzschlag erhöhen könnte, bestätigte sich in der Studie nicht. Insgesamt badeten gut 70 Prozent der Teilnehmer nahezu täglich.

Quelle: Ärzte Zeitung

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