Mucin vom Schwein gegen Augenschäden

(eb/fast) Patienten, die unter trockenen Augen leiden, mangelt es meist an einem molekularen Schmierstoff in der Tränenflüssigkeit: dem Mucin MUC5AC. Vor allem beim Tragen von Kontaktlinsen kann dies problematisch sein. Ohne den schützenden Gleitfilm zwischen Auge und Linse kann das Hornhautgewebe verletzt werden. Forscher der TU München hatten die Idee, das fehlende Mucin direkt auf die Linse aufzubringen.

07.08.2017

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© Foto: Vasily Smirnov / stock.adobe.com
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Für die Versuche benötigten die Wissenschaftler größere Mengen des Moleküls. Menschliche Tränen fielen damit als Quelle aus. Das Team entwickelte deshalb ein Verfahren weiter, mit dem das Mucin aus den Mägen von Schweinen isoliert werden konnte. Dieses Schweinemucin ist in seiner Struktur dem menschlichen Molekül MUC5AC sehr ähnlich. Besonders wichtig war dabei, dass die Substanz ihre charakteristische Eigenschaft als Schmierstoff behält und sich chemisch durch das Reinigungsverfahren nicht verändert.

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In Tests am präparierten Schweineauge wurde dann mikroskopisch nachgewiesen, dass keine Gewebeschäden mehr durch die Linsen auftraten, wenn sie mit dem speziell isolierten Mucin beschichtet waren. Wie die Forscher feststellten, haftet das Mucin von alleine an dem Linsenmaterial und hält es deshalb gleitfähig. Aus Sicht der Wissenschaftler würde es somit ausreichen, die Kontaktlinsen zum Beispiel über Nacht in einer Mucinlösung zu lagern.

Die Beschichtung mit Mucin bietet mehrere Vorteile, heißt es in der Mitteilung der TU München: Medikamente, die bereits gegen trockene Augen auf dem Markt sind, nutzen primär Hyaluronsäure. Diese kommt aber im Gegensatz zu Mucin nicht in der menschlichen Tränenflüssigkeit vor. Während Hyaluronsäure als Tropfen in das Auge eingebracht wird und deshalb über den Tag verteilt mehrfach angewendet werden muss, haftet Mucin direkt an der Linse und schützt das Auge so dauerhaft. In den nächsten Schritten soll das Mucin aus Schweinemägen weiter getestet werden, um es bald beim Menschen einsetzen zu können.

Quelle: Ärzte Zeitung

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