Negative Erwartungen verstärken Schmerzempfinden

(kib) Was wir erwarten, beeinflusst, wie wir Schmerz empfinden – und zwar stärker, als viele denken, ergab eine aktuelle Studie. Das zu wissen, ist wichtig für die Kommunikation mit Kundinnen und Kunden.

22.05.2025

Wissenschaftler macht sich Notizen
© Foto: kazuma seki / Getty Images / iStock
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Die Ergebnisse von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Duisburg-Essen zeigen: Negative Erwartungen verstärken Schmerzen deutlicher und wirken nachhaltiger, als positive Erwartungen per Placeboeffekt Schmerzen lindern.

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Die Studie

Das Forschungsteam untersuchte 104 gesunde Freiwillige, die kurzfristigen Hitzeschmerzen ausgesetzt wurden. Dabei wurden deren Erwartungen gezielt beeinflusst – positiv, negativ oder neutral (Kontrolle).

In den Testphasen (selber Tag, eine Woche später) untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dann, wie sich ein gleich starker Schmerzreiz in der jeweiligen Gruppe auf das Schmerzempfinden auswirkte.

Die Schmerzreize wurden auf einer Skala von 0 bis100 angegeben. Im Anschluss daran wurde ausgewertet, wie stark sich die Beeinflussung auswirkte.

Negativ wirkt stärker

Im Durchschnitt bewerteten die Teilnehmenden Schmerzen während einer negativen Erwartung am selben Tag um rund elf Punkte höher als unter Kontrollbedingungen und nach einer Woche immerhin noch um rund neun Punkte.

Positive Erwartung hingegen verringerte die Schmerzbewertung am selben Tag um gut vier Punkte, nach einer Woche um 4,6 Punkte.

Der Effekt der negativen Erwartung war also in etwa doppelt so groß wie der von positiver Erwartung – bei sonst experimentell identischen Bedingungen.

Fazit für die Praxis

„Menschen neigen offenbar dazu, eher mit dem Schlimmsten zu rechnen – und das spiegelt sich in der Schmerzverarbeitung wider“, erläutert Ulrike Bingell. Die Professorin leitet das interdisziplinäre Zentrum für Schmerzmedizin am Universitätsklinikum Essen. „Für die klinische Praxis ist das von großer Bedeutung: Denn im Alltag konzentrieren wir uns oft darauf, positive Erwartungen zu fördern.

Unsere Studie zeigt jedoch, dass es mindestens genauso wichtig ist, unbeabsichtigte negative Erwartungen zu vermeiden.“ Angehörige von Gesundheitsberufen sollten sich laut Bingel bewusst sein, dass die Art und Weise, wie sie über Behandlungen informieren, die Reaktion der Patientinnen und Patienten darauf stark beeinflussen können – im positiven wie im negativen Sinne.

Quelle: IDW

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