Neuartiger antibiotischer Wirkstoff in menschlicher Nase entdeckt

(kib) An der Universität Tübingen wurde erstmals der Wirkstoff Epifadin isoliert. Er wird von bestimmten Bakterien in der Nase und auf der Haut des Menschen produziert, ist antibiotisch wirksam und der erste Vertreter einer bisher unbekannten Wirkstoffklasse.

22.01.2024

Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme des Epifadin produzierenden Bakteriums Staphylococcus epidermidis. Kolorierung: Elke Neudert/Universität Tübingen.
© Foto: Jeremiah Shuster, Tübingen Structural Microscopy Core Facility / Arbeitsgruppe Geomikrobiologie / Universität Tübingen
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Produziert wird das Molekül mit dem Namen Epifadin von bestimmten Bakterienstämmen der Art Staphylococcus epidermidis, die auf der Schleimhaut der Naseninnenwand vorkommen. Daneben konnten Epifadin-produzierende Stämme aber auch von der Hautoberfläche isoliert werden.

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Der neu identifizierte Stamm produziert Epifadin vermutlich, um sich gegen konkurrierende Mikroorganismen durchzusetzen, heißt es in einer Mitteilung. Die Substanz wirkt nicht nur gegen diejenigen Bakterien, die sich in lokaler Konkurrenz mit Staphylococcus epidermidis befinden. Auch gegen Bakterien aus anderen Lebensräumen wie dem Darm sowie gegen bestimmte Pilze ist er wirksam.

Besonders wirksam gegen Staphylococcus aureus

Als besonders effektiv erwies sich Epifadin gegen den potenziellen Krankheitserreger Staphylococcus aureus. Dieser ist auch als Krankenhauskeim bekannt und besonders gefährlich, wenn er als antibiotikaresistente Form (MRSA) vorkommt.

Epifadin tötete Staphylococcus aureus im Experiment zuverlässig ab, indem er dessen Zellmembran schädigte, wodurch die Zellen zerstört wurden.

Nur wenige Stunden aktiv

Die chemische Struktur von Epifadin ist höchst instabil und der Wirkstoff ist nur wenige Stunden aktiv. Dadurch wirkt er vor allem lokal. Ob Epifadin oder seine Derivate für eine Therapie nutzbar sind, wird erst die künftige Forschung zeigen. Es wäre beispielsweise denkbar, Epifadin-produzierende Staphylococcus epidermidis in der Nasenschleimhaut und an anderen Stellen auf der Haut gezielt anzusiedeln und somit das Wachstum von Krankheitserregern wie Staphylococcus aureus zu unterdrücken. So könnte bakteriellen Infektionen vorgebeugt werden – mit natürlichen Mitteln, über die der Körper bereits verfügt.

In Folgestudien wird es darum gehen, aus der Struktur des Wirkstoffs Rückschlüsse auf seine Wirkung zu ziehen. Auch hier erschwert die kurze Haltbarkeit von Epifadin eine umfassende chemische und biologische Analyse. Daher sollen im Labor zunächst mittels chemischer Synthese künstlich Moleküle mit einer ähnlichen Struktur und antimikrobieller Wirkung wie Epifadin hergestellt werden, die stabiler sind und mit denen sich besser arbeiten lässt.s

Quelle: IDW

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