Onkologie: Keimarme Ernährung nicht mehr up to date

(kib) Krebspatienten mit intensiver Chemo- und/oder Stammzelltherapie sollte keine keimarme Diät empfohlen werden. Darauf weisen verschiedene Fachgesellschaften in einer Stellungnahme hin. Sie fordern eine individualisierte Ernährungstherapie, um einer Mangelernährung vorzubeugen.

28.03.2022

Kühlschrank voll Obst und Gemüse
© Foto: photoschmidt / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
Anzeige

Die keimarme Diät beschränkt die Lebensmittelauswahl stark. Nicht erlaubt sind beispielsweise frisches Obst und Gemüse, Gewürze sowie nicht erhitzte Lebensmittel. Eine solche Ernährung galt lange Zeit als Standard für Krebspatienten, die mit einer intensiven Chemo- und/oder Stammzelltherapie behandelt wurden. Doch nun sehen verschiedene Organisationen, darunter die Deutsche Krebsgesellschaft, in ihr deutlich mehr Risiken als Vorteile für die Patienten.

Aktueller Podcast

Keine Evidenz

In einer aktuell veröffentlichten Stellungnahme heißt es, dass die Evidenzlage keine Anhaltspunkte dafür gebe, dass die Infektionshäufigkeit durch die keimarme Diät geringer ausfällt als durch eine normale Ernährung. Im Gegenteil zeigten verschiedene Metaanalysen sogar eine erhöhte Infektionsanfälligkeit bei Einhalten einer solchen Kostform.

Problematisch ist den Autoren zufolge vor allem das hohe Risiko einer Mangelernährung bei dieser Ernährungsform. Das Robert Koch-Institut rät bereits seit 2021 von der keimarmen Ernährung für immunsupprimierte Patienten explizit ab.

Allerdings sollten Patienten auf eine gute Küchenhygiene im Umgang und bei der Verarbeitung von Lebensmitteln achten (z. B. nur durchgegartes Fleisch, mind. pasteurisierte Milchprodukte).

Ernährungsmedizinische Beratung ist wichtig

Die Fachgesellschaften und Arbeitsgruppen fordern in ihrer Stellungnahme, Patienten unter und nach intensiven Chemotherapien umfassend ernährungsmedizinisch zu beraten. Jeder Gewichtsabnahme müsse durch geeignete ernährungsmedizinische Maßnahmen begegnet werden. Dabei stehe die qualifizierte Ernährungsberatung mit der Schulung der Patienten bezüglich der Einhaltung von Küchenhygiene an erster Stelle.

Quelle: IDW

Kommentar schreiben

Die Meinung und Diskussion unserer Nutzer ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie im Sinne einer angenehmen Kommunikation auf unsere Netiquette. Vielen Dank!

Pflichtfeld *