Onkologie: Leitlinie bewertet alternative Heilmethoden

(kib) Wer Krebserkrankte begleitet und behandelt, kann mit Blick auf komplementäre und alternative Methoden und Substanzen erstmals eine Leitlinie heranziehen. Diese enthält 155 Empfehlungen bzw. Statements zur vorliegenden Evidenz entsprechender Heilmethoden und Substanzen.

01.09.2021

Globuli, Akupunkturnadeln und Heilpflanzen
© Foto: Pixelot / stock.adobe.com
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Die S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patient*innen“ bewertet die wichtigsten zur komplementären und alternativen Medizin zählenden Methoden, Verfahren und Substanzen nach den Kriterien der evidenzbasierten Medizin. Hierzu bildeten die beteiligten Fachgesellschaften vier thematische Blöcke:

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  • Medizinische Systeme
  • Mind-Body-Verfahren
  • Manipulative Körpertherapien
  • Biologische Therapien

Damit soll für alle in der Onkologie Tätigen ein präzises Nachschlagewerk geschaffen werden, das es ermöglicht, Fragen von Krebsbetroffenen evidenzbasiert zu beantworten und ggf. aktiv Empfehlungen auszusprechen bzw. von konkreten Maßnahmen und Verfahren abzuraten.

Die umfangreiche Dokumentation in dieser Leitlinie zeigt, dass für die meisten Methoden der komplementären Medizin nur wenig wissenschaftliche Daten vorliegen. Hinzu kommt, dass viele Studien eine kleine Probandenzahl aufweisen oder eine adäquate Vergleichsgruppe fehlt. Solche Studien sind methodisch kritisch zu betrachten und die Interpretation der Ergebnisse ist damit eingeschränkt. 

Nur in sehr wenige Studien wurden Daten zu potenziellen Schäden komplementärer oder alternativer Methoden systematisch erfasst. Jedoch wäre gerade dies besonders wichtig. Denn Arzneimittelinteraktionen oder auch Nebenwirkungen, z. B. von Phytotherapeutika, können Organe schädigen, werden aber unter Umständen nicht als primäre Folge der komplementären Therapie, sondern als Folge der Tumortherapie gedeutet. All dies kann dazu führen, dass beispielsweise Tumortherapien geändert, reduziert oder abgesetzt werden; möglicherweise zum Nachteil des Patienten.

Deshalb empfiehlt die Leitlinie, dass alle Krebsbetroffenen frühestmöglich und im Verlauf wiederholt zur aktuellen und geplanten Anwendung von komplementären Maßnahmen befragt, bei Interesse auf verlässliche Informationsquellen verwiesen und gezielt auf mögliche Interaktionen zwischen diesen Anwendungen und der Krebstherapie hingewiesen werden sollen.

An der S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patient*innen“ waren insgesamt 72 ehrenamtlich arbeitende Experten aus 46 Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt.

Quelle: Deutsche Krebsgesellschaft

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