Powerimpfung gegen Krebs

(kib) Auf dem Weg hin zu einer effizienten therapeutischen Krebsimpfung sind Forschende an der Medizinischen Hochschule Hannover einen Schritt weitergekommen. Ihnen gelang es, mit einem Zwei-Phasen-Impfschema die Immunabwehr gegen Tumorzellen innerhalb von nur zwei Wochen zu mobilisieren.

15.05.2025

verschiedene Impf-Vials und eine Spritze
© Foto: KI-generiert von Karin Kaiser / MHH
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Um Tumorerkrankungen besser und erfolgreicher behandeln zu können als bisher, setzt die medizinische Forschung auf therapeutische Krebsimpfungen. Bei dieser Form der Immuntherapie werden Menschen geimpft, die bereits Krebs haben.

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Das Prinzip

Die Impfung funktioniert ähnlich wie Impfungen gegen Krankheitserreger und bringt dem Immunsystem bei, die Tumorzellen an bestimmten typischen Merkmalen, Tumorantigene genannt, wieder selbst zu erkennen und sie abzutöten.

Ein Ansatz ist es, den Krebspatientinnen und -patienten hochspezialisierte Immunzellen (dendritische Zellen) zu entnehmen und diese außerhalb des Körpers mit Tumorantigenen zu beladen. Nachdem diese wieder in den Körper zurück injiziert werden, können sie antigenspezifische Immunantworten auslösen und regulieren.

Bei einem anderen Ansatz enthält der Impfstoff einer proteinbasierten oder Peptid-Impfung nur das Eiweiß des Tumorantigens oder zumindest Teile davon. Diese synthetische Methode ist schneller, kostengünstiger und weniger aufwändig.

Das Problem bei beiden Verfahren: Oft ist die ausgelöste Immunreaktion eher gering und die Impfung muss häufig wiederholt werden, um die Immunzellen zu aktivieren.

Forschungserfolg

Das Team der Medizinischen Hochschule Hannover hat nun eine neue Power-Impfung entwickelt. Bei dieser therapeutischen Immuntherapie genügen bereits zwei Impfgaben per Spritze unter die Haut, um das Immunsystem innerhalb von nur 14 Tagen effektiv gegen den Tumor zu mobilisieren, heißt es in einer Mitteilung. 

Das Zwei-Phasen-Impfschema besteht aus einer Grund- sowie einer Auffrischungsimpfung. Bei solchen heterologen Prime-Boost-Impfstoffen werden dem Organismus zweimal dieselben Antigene in unterschiedlicher Zusammensetzung injiziert. In diesem Fall genügte sogar ein einziges Antigen-Peptid, das spezifisch von den Tumorzellen gebildet wird, um die dendritischen Zellen direkt im Körper zu aktivieren. 

Weil das Peptid allein jedoch keine genügend starke Immunantwort auslöst, gaben die Forschenden in beiden Impfphasen jeweils einen Agonisten zu, der die Immunzellen im Körper zusätzlich aktiviert. „Für die primäre Immunisierung verpacken wir das Peptid mit dem Immunaktivator in einer Lipidhülle“, erklärt PD Dr. Wirth aus der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie und Endokrinologie der Medizinischen Hochschule Hannover .

So werden die dendritischen Zellen im Körper angetrieben, das Tumorantigen den spezifischen T-Zellen zu zeigen, damit diese den Tumor erkennen und angreifen können. Die für die primäre Immunisierung eingesetzten Liposomen wurden im Rahmen einer Kooperation in den Niederlanden entwickelt.

„Beim Boosten eine Woche später fügen wir außerdem noch einen Antikörper hinzu, der als weiterer Stimulator dafür sorgt, dass sich die gegen den Tumor gerichteten T-Zellen ultraschnell vermehren.“ 

Getestet wurde das Impfschema in einem Mausmodell für Darmkrebs.

Bis die Impfung in der Regelversorgung landet, ist der Weg allerdings noch weit. Als nächster Schritt müssten klinische Studien die Wirksamkeit und Sicherheit für die Anwendung beim Menschen nachweisen.

Quelle: IDW

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