PTA made in Burundi

(kib) In Kajaga, etwa in der Mitte zwischen der wirtschaftlichen Hauptstadt Bujumbura und der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo, steht Burundis einzige Schule für pharmazeutisch-technische Assistenz. Ihre Schüler und Schulabgänger leisten Pionierarbeit im Gesundheitswesen.

06.08.2021

PTA-Schüler im ostafrikanischen Burundi im Labor
© Foto: Burundikids e.V.
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Die Idee, die PTA-Ausbildung in Burundi zu etablieren, war während eines Treffens von Verena Ndorimana-Stamm, einer gelernten Krankenschwester aus Wiesbaden, die seit 1972 in Burundi lebt und die lokale Hilfsorganisation Fondation Stamm gegründet hat, und dem ehemaligen Herstellungsleiter beim Pharmakonzern Boehringer Ingelheim, Dr. Hans-Peter Häufel, geboren worden, der als „Projektvater“ die notwendigen Kontakte herstellte, Finanzierungen einleitete und Ausstattungen beschaffte.

Zusammen mit weiteren ehemaligen und aktiven Kollegen leistete Häufel auch konzeptuelle Arbeit: der Lehrplan für die PTA in Burundi musste mit den burundischen Ministerien für Bildung und Gesundheit erst etabliert werden. Das Land befand sich ab offiziellem Kriegsende 2005 im kompletten Neuaufbau.

„Mit dem Bau der Schule – damals die Grundschule – hatten wir 2004 begonnen“, erinnert sich Ndorimana-Stamm. Damals war Kajaga tiefstes Rebellengebiet. „Uns ist aber nie etwas passiert. Denn alle, sowohl Rebellen als auch Regierung, wollten die Schule unterstützen“, beschreibt sie die Anfangs-Phase des Projekts. Die Rebellen sollten auch erst 2008 die Waffen endgültig niederlegen. Das Jahr, in dem die PTA-Ausbildung im neuen, erweiterten Schulgebäude startete.

Schreibtischarbeit und Container beladen war dabei aber nicht alles. Häufel und sein Team waren mehrmals in Burundi im Einsatz, um mit burundischen Mitarbeitenden Seminare und Workshops zu organisieren. 2012 waren sie außerdem mit dabei, als die erste Generation burundischer PTA ihre Diplome entgegennehmen durfte.

Boehringer unterstützt mit ausrangiertem, aber noch gut brauchbarem Gerät, das per Seefracht den Weg nach Burundi findet und dort in Labors und Werkstätten der fundierten Ausbildung und Qualifizierung der Jugend dient. Darüber hinaus gibt es in den Kantinen des Pharmaunternehmens Hochlandkaffee direkt aus Burundi – der Erlös geht zurück in die Projekte nach Burundi.

40 Schüler pro Jahr

Pro Jahr werden in der PTA-Schule 40 Schüler aufgenommen. Viele halten dem hohen Anspruch aber nicht stand, sodass nach vier Jahren meistens zwischen 20 und 30 Jugendliche ihren Abschluss feiern dürfen. „Das liegt einerseits am hohen Niveau der Ausbildung, andererseits an der oftmals schwachen Vorbildung der Jugendlichen, die von anderen Schulen kommen“, sagt Laborleiter und Chemiker Emmanuel Ndayikengurukiye.

Die EPCM pflegt zwischenzeitlich mehrere Partnerschaften und Kooperationen – und zwar im In- und Ausland. In Burundi gilt ihr bestens ausgestattetes Labor als Referenz. Sogar Studierende von Hochschulen kommen für ihre praktischen Arbeiten.

Begleitet werden die Kooperationen von Ndayikengurukiye. 2014 war er zur Fortbildung in Deutschland, wo er die Boehringer-Werke, das Zentrallabor in Frankfurt am Main und die Kerschensteinerschule für PTA in Stuttgart besuchte. Letztere pflegt seit 2008, also seit Beginn der burundischen PTA-Schule, eine Partnerschaft zur EPCM. Es gibt Korrespondenzen, gegenseitige Besuche, Schulungen und ein Stipendienprogramm. Apotheker ohne Grenzen unterstützt die Schule seit 2017 – auch mit Fachvorträgen vor Ort und der Versorgung wichtiger Reaktive fürs Schullabor.

Perspektivisch ist der Aufbau einer pharmazeutischen Herstellung made in Burundi ein weiteres geplantes Vorhaben. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die kürzlich erfolgte Gründung einer Lehrapotheke. Die Apotheke soll den Zugang zu qualitativ hochwertigen Medikamenten sichern und jungen PTA als Aus- und Fortbildungsstätte dienen.

Gewinne des Betriebs fließen zurück in die PTA-Schule, um von Spenden unabhängiger zu werden. Die komplette Einrichtung der Apotheke war eine Unterstützung aus Baden-Württemberg: eine Apothekerin aus Konstanz, die ihre Apotheke aufgelöst hatte, spendete das Equipment für das Projekt in Burundi.

Burundikids e.V. und Fondation Stamm

Burundikids e.V. ist ein politisch und religiös unabhängiger Verein mit Sitz in Köln. Er wurde 2003 von der Kölner Architektin Martina Wziontek gegründet. Ziel ist es, Kindern, Jugendlichen und ihren Familien in Burundi neue Perspektiven und die Chance auf eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Die Schwerpunkte liegen auf Bildung und der Förderung von Mädchen und junger Frauen. Wziontek erhielt vor ihr Engagement vor ein paar Wochen das Bundesverdienstkreuz.

Partnerorganisation in Burundi ist die Fondation Stamm. Deren Gründerin und Leiterin Verena Stamm-Ndorimana, die seit 1972 in Burundi lebt, und ihr Team stellen sicher, dass Fördermittel und Spenden direkt und ohne Umwege in die Projektarbeit fließen. Die Fondation Stamm ist eine politisch und religiös unabhängige, lokale burundische – und damit gut vernetzte und in der Bevölkerung verankerte – Organisation, die 1999 gegründet wurde. Sie arbeitet mit 240 burundischen Mitarbeitern in mehreren Provinzen Burundis in den Bereichen Bildung, Ausbildung, Frauen- und Kinderrechte, Gesundheit, Umweltschutz und ländliche Entwicklung. Seit 2017 ist sie Trägerin des Bundesverdienstkreuzes.

 

Quelle: Burundikids e.V.

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