Reisemedizinische Beratung: Darauf kommt es jetzt an

(kib) Die Reiselust ist zurück. Wie aber steht es insgesamt um die weltweite Seuchenlage? Was gibt es Neues bei den Reiseimpfungen? Antworten vom Forum für Reisemedizin.

13.03.2023

Frau hält Globus vor das Gesicht
© Foto: Light Impression / stock.adobe.com (Symbolbild mit Fotomodell)
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Wer jetzt eine Reise plant, wappnet sich, je nach Ziel und Reiseart, am besten gegen verschiedene Infektionen. Gerade von Mücken übertragene Erkrankungen verbreiten sich weltweit.

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Erster Impfstoff gegen Denguefieber

Ein Lichtblick: Vor Denguefieber schützt jetzt ein Impfstoff. „Den werden wir natürlich vielen Reisenden anbieten“, sagte Professor Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des Centrums für Reisemedizin (CRM), am 10. März in Düsseldorf bei einer Pressekonferenz zum 24. CRM-Forum. Dengue ist gerade ein Top-Thema, die Prävalenz steigt. „Heute Nacht hat Malaysia eine Zunahme der Zahlen um 212 Prozent im Vergleich zum letzten Jahr gemeldet.“

In Brasilien erkrankten im vergangenen Jahr 2,3 Millionen Menschen, im Kathmandu-Tal in Nepal gab es seit Januar 2022 57.000 Erstinfektionen. „Man kann locker sagen, dass das eine Pandemie ist, die wir hier im Westen einfach ignorieren, weil sie uns nicht so stark betrifft.“ Hier nicht, wohl aber im Fernurlaub. Jelinek ist froh, nun außer Mückenschutz auch eine wirksame, sichere Vakzine anbieten zu können.

Mücken in Pandemie unzureichend bekämpft

Neben Dengue breiten sich auch andere von der Tigermücke übertragene Erkrankungen aus, etwa Chikungunya in Südamerika und Gelbfieber in Westafrika bis nach Uganda. Auch Malaria-Überträger gehen auf Wanderschaft. In Kenia wurden zum ersten Mal Spezies aus Südasien nachgewiesen. Sie brüten auch in Städten – vorbei die Zeiten, als Malaria in Ostafrika nur auf dem Land ein Thema war.

Überraschend war 2022 die plötzliche Ausbreitung der in Südostasien endemischen Japanischen Enzephalitis im gesamten Osten Australiens. Gerade die Landbevölkerung war stark durchseucht. Die Zunahme all dieser Infektionen sei auch Folge einer vielerorts vernachlässigten Kontrolle der Mückenpopulationen, weil die Gelder in die Corona-Bekämpfung flossen, erklärte Jelinek.

Bei USA-Reisen gegen Hepatitis A impfen

Bei fäkal-oral übertragenen Infektionen sind besonders die Cholera in Ostafrika und Polio-Ausbrüche in vielen Ländern zu beachten. Bei USA-Reisen rät Jelinek inzwischen zur Hepatitis-A-Impfung. Speziell über Schnellrestaurants habe es zuletzt „eine ganze Kette von Hepatitis-A-Ausbrüchen“ gegeben.

Auch die Influenza ist eine Reisekrankheit

Der Reisemediziner erinnerte daran, dass auch die Grippeimpfung wegen des globalen und in Tropen und Subtropen saisonunabhängigen Vorkommens auf Reisen zählt. Das gilt etwa für ältere Personen, besonders, wenn ihre Art zu reisen Tröpfcheninfektionen begünstigt, wie bei Kreuzfahrten.

Multiresistenzen als schleichende Pandemie

Neben den Virusinfektionen gibt es eine weitere, schleichende Pandemie: Multiresistenz bei Bakterien. Reisende sammeln diese Keime, durch Essen oder Tierkontakte, regelrecht ein. Ein Beispiel ist Salmonella typhi, „der zum Teil multiresistente Stämme ausbildet, die kaum zu therapieren sind.“

Dieselben resistenten Stämme, die in Südasien verbreitet sind, wurden schon in die USA, nach Mexiko und Tunesien eingeschleppt. Entsprechend wichtig ist, bei der Beratung auf die Impfung hinweisen.

Quelle: Ärzte Zeitung

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