S2K-Leitlinie Zöliakie soll Diagnose erleichtern

(kib) Der Weg bis zur Diagnose Zöliakie ist oft lang. Diesen zu verkürzen, ist Sinn und Zweck der aktualisierten S2K-Leitlinie „Zöliakie“. Gleichzeitig soll sie die Beratungskompetenz bei den Behandelnden stärken und die Lebensqualität der Patienten verbessern.

18.02.2022

Frau lehnt einen angebotenen Teller mit Weißbrot und -brötchen ab
© Foto: ChesiireCat / Getty Images / iStock
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Leitlinienkoordinator Privatdozent Michael Schumann, Oberarzt der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie der Charité Berlin erklärt in einer Pressemitteilung: „Die Symptome der Zöliakie und die Erkrankungssituationen der Betroffenen sind unglaublich variabel. Um dieser Komplexität zu begegnen, haben wir Übersichten geschaffen. Diese stellen die Zöliakie-Symptomatik, mögliche Differentialdiagnosen, bei denen Zöliakie erwogen werden sollte und genetische Syndrome, Autoimmunerkrankungen sowie Konstellationen mit einem erhöhten Zöliakie-Risiko strukturiert dar“. Erklärtes Ziel sei es, Ärzten einfache Vorgehensweisen aufzuzeigen, um bei einem Verdacht die Diagnose Zöliakie schneller stellen zu können oder diese auszuschließen.

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Diagnostik mittels Serologie gestärkt

In der Diagnostik selbst galt lange Zeit eine Gewebeprobe aus dem Zwölffingerdarm als Goldstandard. In der aktualisierten Leitlinie wird nun die Diagnostik mittels Serologie, also dem Nachweis im Blut, gestärkt. Denn den Experten zufolge ist es möglich, im Serum Antikörper (Transglutaminase-IgAAntikörper, tTg-IgA) nachzuweisen, die nur bei Zöliakie auftreten und somit eine sehr präzise Diagnostik erlauben.

Die serologische Untersuchung ist demzufolge der erste Schritt. Ist hier der Befund positiv, empfiehlt die Leitlinie eine Magenspiegelung. Bei Kindern kann darauf verzichtet werden, wenn der tTg-IgA-Titer das Zehnfache des oberen Normwertes übersteigt und das Ergebnis in einer zweiten Serumprobe zur Bestimmung eines zweiten Antikörpers, des Endomysium-IgA, bestätigt wird.

Falsch-negative Ergebnisse

Laut Schumann erschwert allerdings ein Faktor die Diagnosestellung: „Schon vor der gesicherten Diagnose verzichten viele Menschen auf Gluten in ihrer Ernährung.“ Mittels diagnostischer Test wird jedoch die Reaktion des Immunsystems auf Gluten gemessen sowie der langfristige Effekt, den Gluten auf die Darmschleimhaut hat. Fehlen Antikörper im Blut oder Entzündungszeichen der Darmschleimhaut, sei eine eindeutige Diagnose oft nicht möglich. „So entstehen dann falsch-negative Ergebnisse“, erläutert Schumann.

Praxisnahe Empfehlungen

Die aktualisierte Leitlinie enthält deswegen auch praxisnahe Empfehlungen zur Durchführung einer Wiederaufnahme von Gluten in die Ernährung, um die Diagnosestellung zu erleichtern.

Darüber hinaus soll die Leitlinie die ernährungsmedizinische Kompetenz der Ärzte stärken. Denn nach wie vor ist die glutenfreie Diät das Therapiemittel der Wahl.

Quelle: DGVS

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