Salvia officinalis ist Arzneipflanze des Jahres

(kib) Der Echte Salbei, Salvia officinalis, darf ein Jahr lang die Auszeichnung "Arzneipflanze des Jahres" tragen. Gekürt wurde die bereits seit dem Altertum medizinisch verwendete Pflanze vom interdisziplinären Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Universität Würzburg.

24.01.2023

Salbeipflanze
© Foto: hsvrs / Getty Images / iStock
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Salbei gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Lippenblütlern und wird seit Jahrhunderten als pflanzliches Arzneimittel genutzt. Zu den Anwendungsgebieten zählen leichte dyspeptischen Beschwerden (Sodbrennen, Blähungen), vermehrte Schweißsekretion sowie äußerlich die symptomatische Behandlung von Entzündungen im Mund- und Rachenbereich und die Behandlung leichter Hautentzündungen.

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Geschichte

Die medizinische Verwendung von Salbei in Europa reicht bis weit ins Altertum zurück, allerdings standen damals noch andere Arten aus der mit etwa 1000 Arten sehr umfangreichen Gattung im Vordergrund. Es ist wahrscheinlich, dass der Echte Salbei spätestens in römischer Zeit verwendet wurde.

Der lateinische Name salvia wird auf das Adjektiv salvus zurückgeführt, das für gesund, heil, unbeschädigt, unverletzt, unversehrt und wohlbehalten stehen kann. Dieser Name findet sich unter anderem bereits im 1. Jahrhundert in der Arzneimittellehre von Dioskurides und der Naturkunde von Plinius.

Eine größere Rolle spielte der Echte Salbei dann in der Klostermedizin des frühen und hohen Mittelalters. Im Spätmittelalter galt der Salbei sogar als ein Allheilmittel. 

Moderne

Salbeiblätter enthalten bakterienhemmende Stoffe. Ferner zeigen Auszüge aus Salbeiblättern im Laborversuch entzündungshemmende Eigenschaften. Eine hustenreizlindernde Wirkung konnte im Tierversuch beobachtet werde, ebenso eine krampflösende Wirkung auf die Muskulatur des Magen-Darm-Trakts.

Neuerdings wurde eine Hemmung der Acetylcholinesterase durch verschiedene Salbei-Arten gezeigt, was für die Behandlung von Alzheimer-Demenz interessant werden könnte. Hierzu ist jedoch weitere Forschung notwendig, vor allem Untersuchungen am gesunden und kranken Menschen.

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat zuletzt 2017 für bestimmte Produkte (wie Tee oder Extrakte) aus Salbeiblättern aufgrund langjähriger Verwendung ohne ausreichende klinische Belege folgende traditionelle Anwendungsgebiete anerkannt: leichte dyspeptische Beschwerden wie Sodbrennen und Völlegefühl, Linderung von starkem Schwitzen, Linderung von Entzündungen im Mund oder Rachen, äußerlich lokal zur Linderung von leichter Hautentzündung.

Bisherige Arzneipflanzen des Jahres

2022: Mönchspfeffer, 2021: Myrrhe, 2020: Echter Lavendel, 2019: Weißdorn, 2018: Andorn, 2017: Saat-Hafer, 2016: Echter Kümmel, 2015: Echtes Johanniskraut, 2014: Spitzwegerich, 2013: Große Kapuzinerkresse, 2012: Süßhölzer, 2011: Passionsblume, 2010: Gemeiner Efeu, 2009: Fenchel, 2008: Gewöhnliche Rosskastanie, 2007: Echter Hopfen, 2006: Echter Thymian, 2005: Gartenkürbis, 2004: Pfefferminze, 2003: Artischocke, 2002: Stechender Mäusedorn, 2001: Echte Arnika, 1999/2000: Buchweizen.

Vor einer innerlichen Anwendung des reinen ätherischen Öls warnen jedoch die Behörden aufgrund der Gefahr toxischer Wirkungen durch die Inhaltsstoffe Campher und Thujon.

Neuere klinische Studien bestätigen die historische Anwendung von Salbeiblättern gegen Schwitzen im Zusammenhang mit menopausalen Beschwerden und sogar bei Hitzewallungen von Männern nach antiandrogener Therapie. In Kombination mit Echinacea zeigte ein Spray mit Salbei eine ebenso gute Linderung von entzündetem Hals wie ein entsprechender Spray mit chemischen Desinfektionsmittel und Schmerzmittel. In einer iranischen Studie ergab sich eine Linderung von Beschwerden bei prämenstruellem Syndrom.

Einige Studien zeigen eine den Stoffwechsel fördernde Wirkung bei Patienten mit zu hohen Fett- bzw. Cholesterinwerten – auch bei Zuckerkrankheit und bei Polyzystischem Ovar-Syndrom.

Die antiinfektiöse Wirkung von Salbei konnte bei lokaler Behandlung von vaginalem Pilzbefall gezeigt werden.

In der Aromatherapie werden eher ätherische Öle anderer Salbei-Arten eingesetzt, etwa des angenehm würzig duftenden Muskateller-Salbeis (Salvia sclarea). In einer klinischen Studie konnte durch Inhalation eine Schmerz- und Brechreiz-lindernde Wirkung nach kleinen Operationen gezeigt werden. Einreibungen des Bauches mit dem Öl des Muskateller-Salbeis zeigten in zwei weiteren klinischen Studien eine mit Lavendelöl oder Rosenöl vergleichbare Wirksamkeit bei krampfartigen Menstruationsbeschwerden.

Quelle: Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde

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